Mittwoch, Januar 30, 2008

Trauer um den gehobenen Blick

In Köln sieht man es an manchen Stellen in Weiß auf die Straße geschrieben: "Blick heben"
Das gefällt mir sehr; denn Deutsche mit ihrer bescheuerten, distanzierten und unfreundlichen Art könnten wenigstens mal schauen, wo sie hinlaufen. Frauen sind besonders geil; viele schauen nicht weiter als bis zwei Meter vor sich auf den Boden. Das nervt vor allem, wenn viele Menschen auf der Straße sind, einige davon noch mit Regenschirm und Kinderwagen, und man einen Funken Kooperation von allen Beteiligten gut gebrauchen könnte.

Aber es gibt nicht nur Menschen, die beim Laufen aus Gedankenlosigkeit doof auf den Boden glotzen. Sondern es gibt auch welche, die das mit voller Absicht tun.

Warum?

Um Geld zu finden.

Klingt zu bescheuert, um wahr zu sein? Dachte ich auch. Bis mir neulich eine Dame, mit der ich beruflich zu tun habe, stolz erzählte, sie hätte im vergangenen Jahr insgesamt elf Euro irgendwas auf der Straße gefunden. Und nein, es sei kein Zehn-Euro-Schein dabei gewesen, aber schon zwei Zwei-Euro-Stücke. Das habe es natürlich ziemlich leicht gemacht, so viel Geld zu finden.

Klar ist: Sie muss, um auf so viele herumliegende Münzen aufmerksam zu werden, den Boden geradezu absuchen; sonst kann das nichts werden. Und mir ging erst später auf, wie schrecklich eigentlich ist, was sie damit gesagt hat. Das heißt nämlich, dass sie ihre Aufmerksamkeit ganz absichtlich von ihrer Umgebung ablenkt, um nach Geld zu suchen.

Wie schlimm kann es bitte um jemand einzelnen oder um eine Gesellschaft als Ganzes bestellt sein, dass man sich statt auf seine Umwelt auf herumliegendes Geld konzentriert, um am Ende alle zwei Jahre genug Geld für nen Kasten Bier zu haben?

In stiller Trauer,
Euer Pöt

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