Mittwoch, August 16, 2006

Deichmann, Lloyd und Tätatäh

Allerschwerstens bin ich in diesen Tagen begeistert von Deichmann-Schuhen. Das möchte ich in aller Form zum Besten geben. Da kaufte ich mir vor Monaten schon, nachdem wohl bei einem Paar hellbrauner Gallus-Lederschuhe irgendeine Feder oder was gebrochen war und die Schuhe bei jedem Schritt quietschten wie die Sau, ein neues Paar brauner Lederschuhe, diesmal allerdings bei Deichmann, wo ich ja ohnehin gern Schuhe kaufe.

Dort wählte ich, obwohl Deichmann ja auch Gallus-Schuhe verkauft, wegen der schlechten Erfahrung eine andere Marke, an die ich mich aktuell nicht erinnern kann. Irgendwas mit zwei Wörtern, klang italienisch, was ja bei Mode und Schuhen immer zieht. Vielleicht nicht ganz zu Unrecht. Die alten Spaghetti haben in Sachen Mode einfach die Höschen an.

Auf jeden Fall ein tolles Paar Schuhe, das ich mir da gekauft hatte. Ungeheuer bequem, sahen gut aus, 29,90 €, danke. Der Vollständigkeit halber erwähne ich, dass sie nicht quietschen.

Als sich dann neulich bei meinem mittlerweile vermutlich zehn Jahre alten Paar schwarzer Lederschuhe, die ich damals in der Düsseldorfer Altstadt in dem Bata-Laden auf der Ecke Flinger Straße und Kapuzinergasse kaufte, der heute von der Springfield-Filiale geziert wird, nach und nach Teile der Sohle lösten und ich Bedenken bekam, dass sich das Oberleder im Ballenbereich bald von der Sohle komplett lösen könnte, entschloss ich mich, ein neues Paar etwa gleicher Bauart und vergleichbaren Designs zu kaufen. Vielleicht ohne die Metallschnalle. Das war damals so ein Spleen, den ich hatte. Relativ human, denke ich, im Verhältnis zur heutigen asexuellen Billigverstrahltenmode der Teenager. Daran ist meines Erachtens nicht primär New Yorker schuld, sondern vor allem ein Laden namens "John Mikels" oder so, der damals in der Kapuzinergasse Station machte, in dem es immer nur würgebunte Drogenmode in Ecstasy-Farben gab, in dem ich aber auch schon Kleidung kaufte, unter anderem eine Jeans in Bundweite 37. Das war damals nicht zu weit. New Yorker jedenfalls produziert einfach im Niedrigpreissegment, und manche Sachen kann man entgegen meiner Erwartung dort sogar tatsächlich gut tragen.

Es stand also wieder die Wahl des Geschäftes an, und ich hatte schon damit gerechnet, dass ich bei Deichmann letztendlich fündig werden würde, aber gerade weil ich in Köln unterwegs war, ließ ich es darauf ankommen. Dort gibt es schließlich jede Menge Geschäfte, derer ich eine Reihe unter die Lupe nahm.

Ein erschreckendes Bild bot sich mir. Lloyd-Schuhe überall.

Warum das erschreckend ist?

Nun. Weil Lloyd-Schuhe teuer sind und bei mir immer drücken. Immer immer. Ich habe zu Hause schon ein Paar schwarzer Lederschuhe, die ziemlich genau so aussahen wie die Schuhe, die ich suchte. Diese Schuhe sind auch schon ca. acht Jahre alt, haben aber nie aufgehört zu drücken. Nicht nur an der Ferse, sondern vor allem vorn an den kleinen Zehen. Lloyd halt. In diesen Schuhen ist jeder Schritt wie das Wissen, am nächsten Morgen mit Kopfschmerz-zerpeitschtem Kopf sein von unliebsamen Gästen weiträumig vollgekotztes Klo säubern zu müssen. Oder wie DJ Bobo.

Lloyd kann mich also im übertragenen Sinne untenrum in den Mund nehmen. Und da viele Geschäfte sich, was halbwegs akzeptables Schuhdesign angeht, auf Lloyd beschränken, ist mein Verhältnis zu diesen Geschäften gleichwertig. Hin und wieder frage ich mich, ob die Leute, auf die das halbherzige Design vieler Schuhe offenbar ausgerichtet ist, überhaupt Lederschuhe kaufen.

Mir fiel übrigens auch auf, dass die ach-so-tollen Geox-Schuhe, die ja sowat von atmungsaktiv und so weiter sind, du, leicht anders aussehen, als ich mir das von meinen Schuhen vorstelle. Außerdem lassen die Jungs sich ihre Atmungsaktivitäten auch ganz gut versilbern. Das Prinzip sollte ich mal Kenny, meinem Yoga-Kursleiter, vorschlagen.

So schlappte ich also stundenlang in der Kölner Innenstadt durch die Geschäfte. Vermutlich, weil ich nicht wusste, wo eine Deichmann-Filiale ist. Sonst hätte ich vermutlich den Weg abgekürzt und die restliche Zeit damit totgeschlagen, mir mit einem Starbucks-Kaffee in der Hand die Auslage bei der Mayerschen am Neumarkt anzusehen. Damit meine ich die Bücher, nicht die Kunden oder die Bediensteten. Und ich möchte deutlich sagen, dass es durchaus geile Säue in Buchläden gibt. So beispielsweise einen Herrn in Torontos "World's Biggest Bookstore" in der Nähe der Yonge Street -- 20 Edward Street --, vermutlich in seinen Mittdreißigern, den ich so lange möglichst unauffällig beobachtete, bis er wohl in die Vormittagspause ging. Gegen 18:30 Uhr bekam ich Hunger und ging nach Hause.

Als ich dann jedenfalls kurz vor dem Neumarkt auf eine Deichmann-Filiale stieß, atmete ich erleichtert auf, und ein Lächeln besiedelte mein Gesicht. Und in dieser Filiale wurde ich fündig. Ein schönes Paar von Borelli für 59,90 € landete in meinen prall gefüllten Einkaufstüten, und der Tag war gerettet. Schon widder de Italocken, man könnte et nit fassen. Aber dat könn' se ja.

In diesem Zusammenhang fällt mir übrigens Herr Berlusconi ein, der sich -- so hörte ich im Radio -- einen künstlichen Vulkan in seinen Garten pflanzen ließ, der auf Knopfdruck künstliche Lava speit. Diese bizarre Fleischwerdung von Pekuniärlangeweile hat wohl schon Nachbarn bei der Premiere dazu bewogen, die Bullen zu rufen. Aber gut, Silvio ist ja nun auch schon an die 70 und so geliftet, dass er für eine Apfelschorlenmarke Werbung machen könnte … sollte.

Das besagte Borelli-Paar trug ich also danach im Büro, und am ersten Tag und konnte gegen 14:00 Uhr kaum noch laufen, weil insbesondere links die Sohle an meiner Ferse rieb. Mich beschlich Misstrauen. Sollte man mich gelinkt haben? Die Welt drehte sich langsamer; mein Atem ließ Menschen innehalten. Nicht wegen des Geruchs, sondern wegen der Kälte.
Ich drückte also an der Sohle ein bisschen herum, bog das Leder hier und da und hoffte auf Besserung.

Und die trat tatsächlich ein. Ich bin jetzt im fünften Tag (oder so), und es ist jetzt nur noch schön. Die Schuhe geben Halt -- mehr sogar als die braunen --, sehen gut aus und tragen sich hervorragend. In diesem Zusammenhang werde ich in nächster Zeit öfter das Wort "enorm" verwenden, das ich heute Morgen im Radio hörte. "Enorm" ist toll.

Deichmann hat es also wieder einmal geschafft. Geht mir weg mit euren teuren Angebertretern, die nicht sitzen oder sofort in Stücke gelatscht sind, wenn man sie mal auf eine ernsthafte Shopping-Odyssey mitnimmt. Es ist ein toller Spaß, bei Deichmann einzukaufen. Nicht nur wegen der seltsamen Gestalten dort, sondern vor allem der Schuhe wegen.

Übrigens: Die letzten Paar Freizeitschuhe, die ich dort gekauft habe, die nicht passten, habe ich Uwe geschenkt, und dem passen die super, sagt er. Dann waren sie ja doch zu was gut. Und das Paar Falcon-Schuhe, das ich vorher gekauft hatte, ist bequemer als alle Schuhe, an die ich mich erinnern kann. Es ist einfach toll da. Wenn Sie jetzt bestellen, bekommen Sie das Anti-Gestank-Fußspray kostenlos dazu. Und ein extra für die Raumfahrt entwickeltes Deo, damit der Gestank endlich aufhört.

Man gestatte mir den Zusatz, dass Deichmann-Einlegesohlen mit Fußbett eine unbeschreibliche Wohltat sind. Sie verwandeln auch alte und völlig verranzte Schuhe in ein Fortbewegungserlebnis der Extraklasse, wofür ich Deichmann von ganzem Herzen danke.

Hin und wieder frage ich mich, ob die kleine, junge, etwas zu schnell eingeschüchterte Bedienung in der jeweiligen Filiale meiner Wahl eine Ahnung hat, wie geil ich es dort finde.

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So, und nun zum Abschluss zu etwas völlig Anderem. Neulich hörte ich jemanden den Ausdruck "tête-à-tête" aussprechen wie "Tätatäh". So etwas gehört verboten.