Donnerstag, November 03, 2005

"In der Pause kommen immer die Schüler."

Neulich passierte mir bei der Bäckerei, die im gleichen Gebäude wie der Plus-Markt hier um die Ecke von meinem Büro ist, etwas, das mich nachdenken ließ und das mir zeigt, wie wenig Gedanken sich manche Menschen machen.

Da war ich also nachmittags bei Plus, um irgendwas zu kaufen, vermutlich die selbe Suppe wie immer. Bananen, Aufschnitt, Gemüse, Frischkäse. Oder irgend sowas. Dass ich bei dieser Gelegenheit noch mit einem mittlerweile schon recht distinguierten System durch die Non-Food-Regale mit den aktuellen Sonderangeboten gehe, tut zwar nichts zur Sache, erwähne ich aber trotzdem gern. Meistens kaufe ich nichts davon, sondern laufe eher daran vorbei und murmele irgendwelche in amerikanischen TV-Serien gehörten Sätze "Oh my god" oder "What the!" vor mich hin. Das ist Teil meiner Freiheit, und ich lebe das einfach ganz pur und unbeschränkt, wenn ich bei Plus bin. So.

Jedenfalls gehe ich manchmal nach dem Bezahlen noch rüber zur Bäckereitheke, um mir ein Brot zu kaufen. Irgendwo muss ich ja den ganzen Aufschnittspaß draufpacken.
Und an diesem Nachmittag hätte ich gern außerdem noch ein Käsebrötchen oder irgendwas Nicht-Süßes gekauft. Süßes gibt mir nichts, und seitdem ich William Duftys Buch "Sugar Blues" gelesen habe, vermeide ich raffinierten Zucker, wo immer ich kann.
So fragte ich also nach einem Käsebrötchen; denn erfahrungsgemäß hat diese Bäckerei sonst nichts Nicht-Süßes. Die Verkäuferin entgegnete mir, sie hätten keine mehr da, morgens sähe das anders aus, aber dann kämen morgens in der Pause immer die Schüler und kauften alle Käsebrötchen weg, sodass nachmittags keine mehr da wären.

Das allein klingt logisch, und ich kann auch relativ gut damit leben, dass ich kein Käsebrötchen mehr bekam. Wenn ich ehrlich bin, schmecken sie da ohnehin eher bescheiden. Es geht mir um etwas anderes.
Wenn für die Leute dort so kalkulierbare Nachfrage an Käsebrötchen besteht und sie regelmäßig Kunden mit Bedauern sagen müssen, es gäbe nachmittags einfach keine mehr, weil sie morgens schon weggekauft worden sind (und davon gehe ich aus, weil ihre Antwort ziemlich runtergespult klang), warum zum Geier machen sie dann nicht einfach mehr Käsebrötchen, sodass sie nachmittags noch welche haben?

Hello, I'm paying customer!

Ohne zynisch wirken zu wollen, muss ich aber schon sagen, dass ich von einer deutschen Bäckerei grundsätzlich nichts anderes erwarte. Warum sollte Angebot auch zur Nachfrage passen? Das wäre viel zu viel Aufwand.

Ich rede mir lieber ein, dass ich der einzige bin, der nachmittags gern mal ein Käsebrötchen in der alten Bude kaufen würde, sodass es Sinn macht, mich da zu vernachlässigen.

Suppen: lecker und preiswert und machen satt. Meistens.

Dieses Mal ein völlig unspektakulärer Eintrag im Blog, der darüber hinaus vermutlich auch niemandem nützt. Aber ich mach ihn trotzdem, HAHA!

Suppen gibt es ja oft in Kneipen, Restaurants und ähnlichen Örtlichkeiten mit Cuisine-Annex.

So auch in den folgenden.

Im "Selig" in der Hans-Sachs-Straße in München (vermutlich gehören nicht nur Inhaber und Angestellte, sondern auch das ganze Mobiliar zur Firma) gibt es -- so viel kann ich sagen -- jedenfalls zwei sehr leckere Suppen. Die Thai-Kokos-Currysuppe mit Hühnchen (die man vermutlich mangels Sprachkenntnissen nicht "Tom Kha Gai" nennt) ist der Oberhammer, und selbst die Kartoffelsuppe dort macht einen extrem schlanken Fuß. Und für 4,50 € meckere ich nicht einmal über den Preis.
Außerdem hat der Laden ziemlich stylische Speisekarten, besonders wegen des Logos, das vermutlich Sinn macht, egal von welcher Seite man es liest. "Normal herum" gehalten steht außen "selig leben", anders herum heißt es wohl was anderes, aber was habe ich nicht herausfinden können.

In der "Löffelbar" in der Tußmannstraße in Düsseldorf dagegen machte ich vor wenigen Tagen eine völlig konträre Erfahrung. Für 5,60 € bestellten sowohl Josef als auch ich jeweils einen "mittleren" Pott Suppe. "Mittel" ist in diesem Fall schon größer als der Pott im Selig, sodass der Preis an sich gerechtfertigt wäre.
ABER
die Suppe in der Löffelbar schnitt geschmacklich lange nicht so gut ab. Meine Suppe, die der Beschreibung nach der im Selig sehr ähnlich klang, entpuppte sich viel eher als eine Art Lauchcremesuppe; von Curry war keine Spur zu schmecken; Kokos war auch eher am Pott vorbeigelaufen, als wirklich in der Suppe vertreten zu sein. Geschmacklich war die Suppe irgendwas zwischen charakterlos und langweilig.
Josefs Tomatensuppe mundete uns beiden noch weniger. Da hatte man offenbar zermanschte Dosentomaten als Basis genommen und war dann mit den Raffinadebestandteilen sehr sparsam umgegangen.

Um es deutlich zu sagen: Beide Suppen in der Löffelbar waren okay, aber ganz sicher auch nicht mehr. Dabei höre ich öfter Leute davon sprechen, gerade die Suppen seien dort empfehlenswert. Sorry Mädels, dann haben wir entweder einen Tag erwischt, wo das Essen ausnahmsweise vom alkoholkranken Elektrikergesellen zubereitet wurde, oder "gut" geht bei euch da los, wo überhaupt Essen in der Schale ist.

Eine kleine Empfehlung zum Schluss:

Bei mir um die Ecke in der Roßstraße ist die thailändische Restaurant-Imbissbude "Prickynoo". Deren Suppen sind nicht groß, aber auch nicht so teuer (sodass man für eine Portion wie oben vermutlich 4,80 € zahlt), und für deren Tom Kha Gai kann man bedenkenlos sterben.

Aber das "Les Halles" in der Schirmerstraße ist ja auch noch da. Wie die Suppen da sind, weiß ich nicht. Das probiere ich glaub ich bald mal aus.

Kommt jemand mit?

Donnerstag, Oktober 27, 2005

Lama Ole Nydahl -- Die Weisheit schlechthin?

Am 25.10.2005 kam also der große Lama Ole Nydahl in die Stadthalle Wuppertal, und ich dachte, dann geh ich doch mal mit Jonathan hin. Er und ich schlagen wohl auf dem Weg zur Erkenntnis der Natur des Geistes unterschiedliche Wege ein, und Nydahl spielt auf seinem sicherlich eine größere Rolle als auf meinem, aber wenn Nydahl nun schon einmal so nah zu uns kam, um sein neues Buch "Buddha und die Liebe" vorzustellen und über eben genau das zu erzählen, konnte auch ich ja gut mal hinfahren.

Im Vorfeld hatte ich nach einem Gespräch mit einem Bekannten, der sich seit langen Jahren im tibetischen Buddhismus heimisch fühlt, die dunkle Vermutung bekommen, Nydahl sei so etwas wie ein Kirmeslama, der sich durch seine Präsentation eher selbst darstellt, als den "richtigen" Buddhismus näher zu bringen.
Was diese Vermutung angeht, lag ich ziemlich klar daneben. Mit Selbstdarstellung schien sein Vortrag in Wuppertal wenig zu tun zu haben. Der eine oder andere eingestreute Scherz wirkte nicht wie Selbstdarstellung auf mich, und auch der Inhalt seines Vortrags zeugte von seiner Hingabe an andere.

Wir lauschten also seinem Vortrag. Wegen der vielen Besucher nahmen wir, um Nydahl überhaupt noch sehen zu können, auf der Galerie Platz. Er hielt den Vortrag auf Deutsch, was er wohl in Deutschland immer so macht. Die Klangqualität in der Halle, die einen wundervollen antiken Charme hat, ließ zu wünschen übrig. Der Hall der Lautsprecher wogte zwischen den Wänden hin und her, sodass zu Nydahls ohnehin undeutlicher Aussprache diese Tatsache auch noch das Verständnis hinderte.

Ich hatte vermutet, Nydahl würde für mich eine starke Präsenz, starkes Charisma ausstrahlen, mich mit seinen Worten berühren, wie das ja bereits Meister schon in Büchern geschafft hatten.
Nun, ich hätte kaum noch weniger Recht behalten können. Der ehrwürdige und für sein Alter sicherlich extrem fitte Mann saß da und erzählte -- für mich augenscheinlich ohne Spannungsbogen oder Struktur, sondern eher an Hand irgendeiner zusammengewürfelten Liste -- mehr oder weniger unbetont und unakzentuiert immer mal wieder etwas von den Unterschieden zwischen Mann und Frau (natürlich immer betonend, wie gut gerade Mann und Frau -- schon anatomisch [Liegestütze in Gesellschaft, höhö] -- zusammen passen) und wie schön doch füreinander da zu sein wäre, mal vom Meditieren, natürlich von der Natur des Geistes etc. etc..

Die Begriffe, mit denen man im Buddhismus arbeitet ("Natur des Geistes", "Buddha-Natur", "Chakras/Räder" etc.), liest man alle Nase lang. Nydahls Aufgabe wäre es meiner Meinung nach gewesen, eben diese Begriffe vernünftig für das zum Teil sicherlich völlig unbedarfte Publikum zu erläutern, sie greifbar zu machen, statt sie immer wieder zu nennen, hin und wieder einen (wie ich meine) mittelprächtigen Witz zu machen, hinter jedem Satzteil "nicht?" anzufügen, als wäre er Vater Altenheim, und zeitweise herzzerfleischend nahe mit seinen Klischeeanlehnungen an Bücher wie "Warum Männer nich zuhören und Frauen schlecht einparken" von Allan und Barbara Pease heranzutreten.
Insbesondere das ewige Wie-unterschiedlich-Männer-und-Frauen-doch-sind-Gerede ging mir zwischenzeitlich ganz schön auf den Zeiger. Dankenswerterweise fragte nach dem Vortrag im Rahmen der Fragerunde einer danach, wie das alles denn für Schwule und Lesben aussähe, worauf Nydahl meinte, er habe diesbezüglich keine Erfahrungen, aber sicherlich hätte Buddha "nichts dagegen". Damit wäre wohl geklärt, dass Nydahl zwar eigentlich das hinter der Zuneigung zwischen Mann und Frau stehende Mitgefühl meint, das eine Beziehung ermöglicht, aber doch lieber auf dem Geschlechterunterschied herumreitet, als einfach das anzusprechen, worum es doch bei einer Beziehung wirklich geht, das damit verbundene Gefühl. Ob in der Operette dann Pimmel und Scheide mitspielen, ist doch wirklich wurst, auch wenn natürlich schon Kindern klar ist, dass der Pimmel hervorragend in die Scheide passt. "Jungs haben einen Penis, Mädchen haben eine Vagina". Das hat Nydahl also auf jeden Fall begriffen. Gut, dass er das nicht mit in den Untertitel geschrieben hat. Ich hätte das natürlich denkbar komisch gefunden, aber die anderen wohl nicht. Und dann wäre der etwas komische Aufhänger wohl auch zu klar sichtbar geworden.

Fazit dürfte wohl sein, dass "Buddha und die Liebe" kaum etwas Falsches erzählt, ich es aber trotz des ansprechenden Rosa-Covers vermutlich nie lesen müssen werde.

Und eins ist mir auch völlig unbegreiflich, und zwar sind das Leute, die Nydahls Worte für "die Weisheit schlechthin" halten. Jungs und Mädels, vielleicht habe ich einfach lange nicht euren Horizont, aber rhetorisch und charismatisch war das Erlebnis mit Nydahl in der Wuppertaler Stadthalle derartig mitreißend, dass ich mich mit Jonathan eher über einen Sketch aus Margaret Chos Comedyshow "Revolution" (2003) kaputtgelacht habe, in dem sie sich zwischendrin bewusst wird: "I am going to shit...RIGHT NOW!"

Dienstag, Oktober 11, 2005

Ressort Sport: Das alte Gruß-Dilemma

Dieses Thema liegt mir schon länger auf der Seele, sodass ich endlich mal die Gelegenheit nutzen will, es niederzuschreiben. Dass man gerade an Flüssen, in oder bei Wäldern oder an Wanderwegen Joggern begegnen kann, dürfte klar sein. Aber ist allen anderen auch so klar vor Augen wie mir, dass hierzulande kaum einer von ihnen auf andere Jogger achtet?

Sicherlich wäre es töricht zu erwarten, dass Jogger jeden grüßen, der ihnen auf ihrem Weg begegnet. Schaden würde es sicherlich auch niemandem, aber es wird vermutlich nie passieren. Basta.

Allerdings wundere ich mich, dass so wenige von ihnen mich zurückgrüßen, wenn ich sie beim Joggen treffe. Und mit "Grüßen" meine ich nicht einmal wörtliches "Hallo"-Sagen. Eine Hand zu heben und Augenkontakt zu suchen, reicht ja schon. Sprechen fällt oft wegen der körperlichen Anstrengung ja auch recht schwer.
Jedennfalls: Wenn ich jogge, grüße ich JE-DEN Jogger (und für die Emanzenbeauftragten und -enthusiastischen auch JE-DE Joggerin). Warum auch nicht? Wir haben alle gemein, dass wir uns an diesem Tage aufgemacht haben, was für unser körperliches und wohl auch geistiges Wohlbefinden zu tun; vermutlich genießen wir alle die frische Luft (wenn man nicht gerade über die Theodor-Heuß-Brücke läuft, die Teil meiner Wegstrecke ist und geruchlich eher in die Kategorie "dreckige Pimmel in der Hölle blasen" gehört); wir alle können zu guter Letzt ein kostenloses freundliches Lächeln gut gebrauchen.

Das gibt aber fast keiner freiwillig von sich. Mit verbissenem Gesichtsausdruck kämpfen sich die schmerzgeplagten Individuen Meter um Meter über die Rheinwiesenwege, den Blick entweder stur geradeaus oder zu Boden gerichtet. Ein Aufschauen oder gar ein Lächeln völlig aussichtslos. Das würden sie nicht preisgeben, wenn sie anderenfalls ihren Erbteil der fetten Großtante mit den Goldzähnen und der einen schief runterhängenden Titte aufgeben müssten.

Überhaupt scheint Augenkontakt eine Plage zu sein. Manchmal ahne ich, dass ich aus der Entfernung schon wahrgenommen werde, aber dann, wenn man in Blickkontaktentfernung kommt, wird zielstrebig weggesehen, als gäbe es auf der anderen Blickseite was umsonst.

Dabei gibt es unterschiedliche Archetypen von Nicht-Hinschauern.

1.) Der sich ernst nehmende, weibliche, zielstrebige Frisörlehrling

Wunderschön kommt sie daher, wehendes blondes Haar, tolle Figur und ein vermutlich teurer Sportanzug. Da passt alles am Outfit wie Endividiensalat zu Sauseneilentdressing. Nur die Birne könnte mal durchgespült werden. So konzentriert und wichtig, wie dieser Typus tut, kann überhaupt niemand sein. Überwiegend findet sich bei dieser Spezies auch der unten näher beschriebene MP3-Player.


2.) Die eingeschüchterte Mittdreißigersekretärin mit ein paar Kilos zuviel

Oh, hat der Alte ne andere gevögelt, die Ehe ging in die Brüche, und man entdeckte Chips und Schokolade neu? Irgendwann stellte sich raus, dass ständiges Fressen DOCH nicht spurlos an einem vorübergeht? Was auch immer die unliebsamen Kilonen verursacht hat, mit ihnen kam die ganz furchtbare und zwangsläufige Erkenntnis, dass nunmehr die ganze Welt gegen einen ist, dass das Leben so keinen Sinn mehr macht und nun allerhöchstdringendstens Sport getrieben werden muss. Wegen der paar Kilos Übergewicht ist quasi die Welt im Arsch.

Sport ist gegen Übergewicht auch sicherlich eine gute Idee. Wenn man die Fresserei nicht los wird, sollte man wenigstens den Kalorienverbrauch steigern. Logisch. Was reingeht und nicht dort bleiben soll, muss halt irgendwie wieder raus, und wer auf Xenical-verursachten Fettstuhl und die damit einhergehenden versauten Unterhosen verzichten möchte, sollte sich auf mehr Kalorienverbrennung einrichten.

So entschieden sich besagte Damen nun zum Sport. So weit, so gut. Und auf lange Sicht wird er ihnen auch Ergebnisse bescheren.
Das eigentliche Problem dieser Damen scheint aber zu sein, dass ihr Ego durch ihre Pontons (oder durch etwas anderes, das mir verborgen bleibt) derart angeknackst ist, dass sie sich ungeliebt und unattraktiv finden und sich nie trauen würden, jemanden zu grüßen, der "Joggen schon viel länger macht und viel besser kann". So, als wären Übergewichtige beim Joggen schlicht beim Sport verkehrt und als käme es auf Menschen an, die übergewichtige Menschen per se als unliebsam und bestenfalls sogar fehl am Platze beim Sporttreiben ansehen.

Meine verehrten Damen, bitte lassen Sie sich nicht entmutigen! Sie sind auf dem richtigen Weg, und sehr bald werden Sie Erfolge spüren. Sie werden merken, wie Ihr Körper ihnen die Ertüchtigung dankt, und wenn Sie sich dazu durchringen könnten, Jogger im Vorbeilaufen zu grüßen und sich, statt sich beim Laufen in Grübeln zu tauchen, auf Ihre Umwelt (oder je nach Weltanschauung auch gern "Mitwelt") zu konzentrieren, würden Sie zudem -- Achtung: jetzt kommt der unglaubliche, ja gar anmaßende Teil der Aussage -- Spaß bei der Sache empfinden.

Probieren Sie es ruhig einmal aus; Sie schaden allenfalls Ihren negativen Gedanken, die sie so sehr liebgewonnen haben.

Das ganze geschriebene Gerümpel hier gilt natürlich auch für Männer; nur sehe ich eigentlich nie welche, auf die das hier zutreffen würde. Das lässt aber eher darauf schließen, dass man sich auf männlicher Seite einbildet, eine fette Bierwanne und von Gynäkomastie verursachte Specktitten seien bei Männern was ganz Großartiges.

Meine Herren: Darüber denken Sie doch bitte noch mal in Klausur nach, ja?


3.) MP3-Player- und Modemodelle

Gar zu oft begegne ich Leuten, die beim Joggen Kopfhörer tragen und -- so mutmaße ich -- Ihre Lieblingsmusik hören. Darauf schließe ich einfach, weil ich nie jemanden ausländische Wörter habe rezitieren hören, was auf einen Sprachkurs hingedeutet hätte.
So sehr ich Musik von ganzem Herzen liebe und mit ihr enger verbandelt bin als vermutlich die allermeisten Menschen, so wenig ist mir dieses Phänomen klar.

So vernebeln sich diese Menschen in ihren wirklich wunderschönen Kleidungsstücken aus den bekanntesten Modehäusern der Welt das Lauferlebnis, als wäre die böse Welt da draußen nicht zu ertragen. Der einzige Schluss, der sich mir aufdrängt, ist, dass denen die Schönheit des "ganzen da draußen" verborgen bleibt, dass sie vielmehr den Akt des Sports so negativ empfinden, dass sie wenigstens ihre Lieblingsmusik dabei hören möchten. Als hätten Vogelzwitschern, das Wasserrauschen des Rheins, der Wind und das Rauschen der Bäume nicht einen ganz unbeschreiblichen Reiz und Charme, wird plump der neue Linking Park-Kracher drübergebolzt. Oder von Britney, deren Namen viele nicht schreiben können.

Anbei sollte ich wohl erwähnen, dass ich auch ein paar Kleidungsstücke von bekannten Herstellern trage, so beispielsweise ein Oberteil aus dem Hause Nike, das wegen seiner Beschaffenheit auch bei kaltem Wetter den Schweiß so geil nach außen leitet, dass ich nie friere. Abgesehen davon sieht es geil aus. Unglaubliches Ding!


Bemerkenswert bei dieser ganzen Angelegenheit finde ich, dass gerade diejenigen, die Sport einfach um seiner selbst willen machen und genießen, ganz oft zurückgrüßen; ein tolles Gefühl. Augenscheinlich hat es auch etwas mit der Uhrzeit und dem Wochentag zu tun, wie oft Jogger zurückgrüßen. Wie es halt auch sonst in der Welt ist, brauchen sich "die Guten" nicht mit Scheiß wie "Ich bin so cool; ich brauch keinen zu grüßen" oder "Ich muss durchhalten, ich muss durchhalten!" herumzuschlagen. Die laufen einfach.

Sonntag, Oktober 09, 2005

Abschied nehmen nach Sogyal Rinpoche

Etwas Bewegenderes habe ich sehr lange nicht gelesen. Sogyal Rinpoche schreibt in "Das tibetische Buch vom Leben und Sterben" zum Thema "Abschied von Sterbenden nehmen":

"Auf die Frage, wie man dabei am besten vorgeht, rate ich, sich vorzustellen, man würde am Bett des betreffenden Menschen stehen und mit tiefer, aufrichtiger Zärtlichkeit sagen: 'Ich bin hier bei dir, und ich liebe dich. Du liegst im Sterben, aber das ist etwas ganz Natürliches; es geschieht jedem. Ich wünschte, du könntest noch länger bei mir bleiben, aber ich möchte nicht, dass du noch weiter leidest. Die Zeit, die wir miteinander verbracht haben, war schön und intensiv, und ich werde sie immer zu schätzen wissen. Bitte halte jetzt nicht länger am Leben fest. Lass los! Ich gebe dir von ganzem Herzen mein Einverständnis zu sterben. Du bist nicht allein, weder jetzt, noch in Zukunft. Du hast meine ganze Liebe.'"

Dienstag, Oktober 04, 2005

"Das wandelnde Schloss" besser als "Chihiros Reise ins Zauberland"?

So ganz nachvollziehen kann ich tatsächlich nicht, warum der neue Film aus dem Hause Studio Ghibli höher gelobt wird als "Chihiros Reise ins Zauberland", der vor ein paar Jahren jung wie alt begeisterte. Die Story ist, wenn auch durch den in der Rahmenhandlung stattfindenden Krieg ausgeschmückt, im Vergleich simpel und weniger fantasievoll. Was zuvor ein komplettes Gedankenkonstrukt eines Vergnügungsparks für Götter war, fand seine Gestalt eher in einer "normalen" Welt, in der einfach Zauberer und Hexen ihren Teil einnehmen.

Was ich auch eher ermüdend fand, war das ewige und ziemlich stumpfe Herumreiten auf dem Thema Liebe. Das doch eher mittel interessante und weltzugewandte Mädchen Sophie ist verflucht von der ach so bösen Hexe, die aus Eifersucht verhindern will, dass sie den Zauberer Hauro heiratet -- auch wenn das überhaupt nicht zur Debatte steht. Als alte Frau, die Sophie fortan ist, wird sie Putzfrau in Hauros wandelndem Schloss. Wieso sie dabei zunächst vor Schmerzen kaum aufrecht gehen kann (sie ist ja schon sehr alt), später aber wie vom Teufel geritten die ganze Rotzbude mit dem Wischer auf links zieht, wird dabei eher weniger, eigentlich bis auf einen mir nicht verständlichen kurzen Kommentar gar nicht erklärt.

Dass die Liebe am Ende den Fluch bricht und Sophie dann wieder jung und schön und so weiter wird, ist ja von Anfang an klar, aber zwischendurch scheint ihre wahre Gestalt schon durch, wenn sie schläft oder wenn sie Hauro gerade wieder besonders super findet. Oder er sie. So ganz habe ich das nicht verstanden. Jedenfalls sieht Hauro sie auch mal schlafen, während sie ihre wahre Gestalt hat, aber einer Erklärung bedarf es da natürlich nicht, und kommentieren musste er offensichtlich auch nicht, dass er begreift, was Sache ist.

Hauro ist in Wirklichkeit ein Monster -- m-hmm -- und kann fliegen und so weiter. Bei ihm als Zauberer ja logisch. Er ist ein (oder wird regelmäßig zu einem) Monster, eine Mischung aus Vogel und Igel, irgenwas Fedriges jedenfalls. Und Sophie liebt Hauro natürlich -- picture the details yourself -- trotzdem, lecker Küsschen etc.. Und er gestattet ihr im Gegenzug dann Zutritt zu seinem alten Versteck im Lande Wunderschön am Fluss mit Blümchen. Dort erfährt sie dann auch schließlich sein Geheimnis.

Abgesehen davon, dass ich dieses ganze Kriegsrahmenhandlunggedönse zur Hauptstory etwas unpassend finde, überrascht mich etwas negativ, dass die Charaktere in "Das wandelnde Schloss" schwer Ähnlichkeit mit denen aus Chihiros Reise haben. Einmal sieht der fliegende Hauro aus wie die fliegende fette Yubaba, und man kann von den ewig gleich aussehenden Gesichtern in Mangas ja halten, was man will, aber als Sophie sich die Haare abschneidet, um dem Dämon Calzifer neue Energie zu geben (er hatte um ihre Augen gebeten, aber ihr Zopf war wohl auch genug. ?), sieht sie bis auf die Haarfarbe und -länge genau so aus wie Hauro. Das gehört aber wohl nicht zur Story, ist eher zufällig so.

Was das Bild des Films angeht, hatte ich ein paar Male das Gefühl, bei Heidi gelandet zu sein, die ja auch aus japanischer Produktion stammt. Bewegungen wirken zum Teil etwas lieblos gemacht; ein paar mehr Tween-Frames hätten da nicht geschadet.

Joe Hisaishi hat in diesem Film wiedermal musikalisch eine Meisterleistung abgeliefert. Auch wenn mich dieser Soundtrack nicht so mitgenommen hat wie die anderen, die ich von ihm kenne, hat er mit der wirklich sehr guten Musik unheimlich viel aus den zum Teil scheinbar lieblos gemalten Bildern herausgeholt.

Der Film ist ein "Spaß für die ganze Familie"; jedenfalls wird er so oder ähnlich angepriesen. Das hatte wohl auch eine Mutter mit zwei Kindern zum Anlass genommen, mit ihnen hinzugehen. Das eine Kind war dabei vermutlich noch keine drei Jahre alt und quakte dabei mehr oder weniger unregelmäßig vor sich hin. Das Gequake endete dann in Geschrei gegen 30 Minuten vor Schluss, sodass die arme Mutter dann mit ihm rausgehen musste und erst zum Abspann wieder reinkommen konnte.
Fantasie anregen hin oder her, aber Kinder mit ins Kino zu nehmen, die so klein sind, dass sie keine zwei Stunden ruhig sitzen können, halte ich dann doch eher für unpassend.

Und was übrigens -- Till hatte mich schon einmal darauf hingewiesen -- im Kino GAR nicht geht, sind drei (in Worten: "drei") Spots in der Werbung, in der man als zahlendes Publikum dazu ermahnt wird, auf gar keinen Fall Raubkopien zu machen, zu verbreiten oder überhaupt irgendwas Böses zu machen. Denn Böses ist böse. So.
Nicht genug damit, dass die ganze Film- und Musikindustrie offenbar immer noch nicht begriffen hat, dass sie nicht einfach deswegen Umsätze einbüßt, weil DAS INTERNET jetzt da ist und alle nur noch REIN REIN REIN wollen, sondern einfach die meisten Produktionen scheiße sind; jetzt wird ZAHLENDES Publikum mit Platitüden wie "Raubkopierer sind Verbrecher" und einem Engagement in Bild und Ton (Mutter mit zwei Kindern schreit Papa ein Geburtstagsständchen, bis man am Ende des Spots sieht, dass sie vor einer Gefängnismauer stehen; Kind: "Wie lange bleibt Papa im Gefängnis?", Mutter: "Noch viermal singen." oder so ähnlich) gegen die ach so bösen Raubkopierer aufgehetzt, als würden nicht nach wie vor unsägliche Umsätze mit dem letzten Scheißdreck auf allen erdenklichen Medienträgern erzielt.

Also jedenfalls gefiel mit "Chihiros Reise ins Zauberland" wesentlich besser.

Montag, September 26, 2005

Verticken Sie was?

Zugegeben: Mit abnehmender Einwohnerzahl werden mir Orte immer suspekter. Als hätten Orte selbst eine Art Bewusstsein (und einen ziemlich bizarren Sinn für Humor, oft mit Slapstick-Einschlag), ist die Wahrscheinlichkeit, auf Dorftrottel und drittelstarke Blondischönheiten zu treffen, in kleineren Häuseransammlungen offenbar deutlich höher.

Marburg hatte mir in den Jahren 1997-1999 ja eine gehörige Portion dieser Lektion gelehrt. Deutlich gebrandmarkt gipfelte das Ganze aber wohl Ende 2003 in Versmold, wo ich vier bittere Monate (von Anfang August bis Ende Dezember) im Raum 120 ("Schulungsraum") des Rathauses in der "Stadtmitte" richtiggehend eingesperrt war. Es war die sich schon im Vorfeld durch zahlreiche Gerüchte unter Mitreferendaren ankündigende Verwaltungsstation, die mir dieses leidvolle Schicksal aufzwang.

Vier Monate erwartete man von mir das friedvolle Absitzen im Schulungsraum, in dem außer zwei Schreibtischen, Tischen, Stühlen und Computern, von denen jeweils einer nicht genutzt wurde, und einer Wand voller Schrank, in der sich diverser Computerschrott aus dem Jahre 1 befand, nichts vorzufinden war. Der Computer war vermutlich schon zur Anschaffungszeit im späten Mittelalter, als noch Orakel zur Bestimmung von Hexen, deren Verbrennung man zur öffentlichen Belustigung ohnehin fest eingeplant hatte, herangezogen wurden, eine Antiquität gewesen, und dass er bei Betrieb tatsächlich leiser als ein beladener Sattelschlepper bei 60 km/h auf der Autobahn war, vermag ich heute nicht mehr so sicher zu beschwören.

Der Computer war nicht nur zum Sterben alt, sondern auch entsprechend langsam. Zudem schien es mir, als wollte man mir auch das letzte bisschen Glück -- ICQ -- versagen, indem man mit einer Rathaus-Firwall alle Ports versiegelt hatte.
Glücklicherweise verriet mir irgendein Online-Portscan, dass Port 119 nicht blockiert war, und Miranda ließ sich mit einfachen Mitteln entsprechend konfigurieren, sodass mir neben meiner zugegebenermaßen eintönigen Repetitoriumslernerei doch ein wenig Chatten vergönnt war.
Dass angesichts meiner misslichen Lage Chatsitzungen außer Elendsbekundungen nicht viel aufwiesen, muss meinen Freunden und Bekannten gar merkwürdig vorgekommen sein, aber Hilfe hat keiner von ihnen angeboten.

Alles das ist aber nicht der Grund, warum ich diesen Blog-Eintrag mache. Der Grund ist viel banaler, aber hätte ich diese Sau ohne diese Vorgeschichte den Perlen zum Fraß vorgeworfen, hätten alle meine Blog-Seite kommentarlos weggeklickt, und ohne die Anerkennung meiner fleißigen Blog-Leser verkümmere ich wie Guildo Horn in der Köln-Arena.

Aber nun zur Sache:
Gerade war ich in Lintorf (Stadtteilchen von Ratingen, an das prinzipiell auch schon das "-chen-"Suffix gehören sollte), um eine Besorgung zu tätigen. Da ich das während meiner Bürozeit tat, hatte ich meinen Anzug an, und ich käme auch im Nachhinein nie auf die Idee, mich für solche niederen Botengänge umzuziehen, nur damt keiner guckt.
Man sollte ja auch nicht davon ausgehen, dass Endzwanziger in Anzügen heutzutage in Orten mit über 10.000 Einwohnern noch überhaupt irgendeinen Kommentar hervorrufen.

Dem war allerdings doch so, womit wir auch direkt bei der Kernfrage wären, die sich mir stellte. Ich begegnete auf meinem Weg zu einer Bäckerei, in der ich ausnahmsweise etwas nicht-Süßes vorzufinden betete, drei jungen Personen, vermutlich alle Anfang zwanzig. Zwei Jungs im Anzug, ein Mädchen, adrett gekleidet, nichts Besonderes. Als wir gerade aneinander vorbeiliefen, sprach mich einer der beiden Jungs, ein dunkel wirkender Mann, vermutlich mit Migrationshintergrund, an: "Verkaufen Sie was?"
Ich verstand nicht und wies ihn darauf hin. Ob ich dabei "Bitte?", "Entschuldigung?" oder "Was?" gesagt habe, weiß ich nicht mehr. Jedenfalls antwortete er umgehend: "Verticken Sie was?" Wahrheitsgemäß entgegnete ich ihm wenig schlagfertig: "Ämm...nein?", woraufhin die Dreiergruppe augenscheinlich vergnügt weiterzog.

Es mag völlig falsch sein, das Ansprechen auf meinen Anzug zurückzuführen, und vor allem passen die beiden Sachen offenbar auch gar nicht zueinander. Ein anderer Grund mag mir nur beim besten Wellen nicht einfallen, der diese mir unbegreifliche Frage ausgelöst haben mochte.

Im Geschäft meiner Besorgung erzählte ich der Dame hinter der Theke von dieser Begebenheit und fragte, ob der mir entgegengeschleuderte Satz eine Bedeutung habe, die mir als Nicht-Lintorfer nur verborgen sei. Abgesehen von dem Hinweis darauf, dass "verticken" mit Drogenverkauf im Zusammenhang zu stehen scheine, förderte das Gespräch keine Fährten zu Tage, und da ich mir nicht auszurechnen vermochte, wie um alles in der Welt man mich mit Drogenverkauf in Verbindung bringen mochte, zahlte ich und fuhr, im Auto noch eine Weile Unverständnis bekundende Sätze auswerfend, zurück ins Büro.

Donnerstag, September 22, 2005

SO geile Pastagerichte im "Les Halles"!

Nachdem mich Jan-David, ein langjähriger Freund aus meiner Kindheit, in Düsseldorf zu einem Bar-Kneipe-Restaurant "Les Halles" in Düsseldorf mitgenommen hat, ist für mich klar: SO GEILE Pastagerichte sind extrem schwer zu kriegen. Ich bin höchstbegeistert!

Donnerstag, September 15, 2005

Supersparpaket: Wahrnehmung und der eigens angebotene unehrliche Kompromiss, ORDER TODAY!

Es überrascht mich zugegebenermaßen immer wieder, welch breite Kluften sich zwischen Wahrnehmungen unterschiedlicher Personen auftun können.

Anlass zu dieser mit fast beunruhigender Regelmäßigkeit wiederkehrenden Beobachtung gaben mir neulich der Besuch bei einem Freund und die darauf nach ein paar Tagen anschließenden Unterhaltungen. Es war um die Frage gegangen, was am derzeitigen Samstag gemeinsam unternommen werden sollte. Während ich stillschweigend davon ausgegangen war, dass man zusammen die Stadt erkunden würde, weil ich sie bislang nicht gesehen hatte, hatte mein Gegenüber sich auf einen Ausflug in die Berge gefreut.

Als mir klar wurde, dass man unterschiedliche Vorstellungen vom Tag hatte, erklärte ich, wie ich darauf käme, in die Stadt zu gehen. Zum einen natürlich, weil ich Städte -- insbesondere Großstädte -- sehr mag, aber zum anderen schlicht und ergreifend, weil ich die Stadt noch nicht gesehen hatte. Erstes Missverständnis: Man war sich nicht bewusst gewesen, dass ich sie bislang nie gesehen hatte.

So ließ ich mir in einer ruhigen Minute durch den Kopf gehen, dass die Stadt mir nicht wegliefe und ich durchaus von meinen sonstigen Gewohnheiten abweichen könnte. So erklärte ich, ich wollte sehr gern mit ihm in die Berge fahren.

Das zählte aber augenscheinlich nicht mehr. Man nahm offenbar an, ich hätte es vorgeschlagen, obwohl ich das nicht so meinte, und man bestand plötzlich darauf, in die Stadt zu gehen. Man fuhr übrigens im weiteren Verlauf des Tages noch in die Berge, was auch so geplant war. Die Stadt sollte es also demnach nun doch schon vorher sein; denn aus einem mir nicht begreiflichen Grund wurde davon ausgegangen, mein Vorschlag, ohne Stadtbesuch in die Berge zu fahren, sei nicht ehrlich gemeint.

Abgesehen davon, dass mir schwer begreiflich ist, wie man mich für jemanden halten kann (selbst wenn man will), der seine Meinung nicht offen sagt, sah ich mich später -- dann mit einer Reihe anderer Punkte geschmückt, deren Aufzählung vermutlich diesen Rahmen sprengen würde -- mit dem Vorwurf konfrontiert, ich würde mich nicht für ihn interessieren, ich würde stets alles an ihm abfällig bewerten, und meine ironische und zynische Art habe das nur noch unterstrichen. Natürlich wurde MIR von alledem während des gesamten Wochenendes, das nur von Freitag gegen Mitternacht bis Sonntag gegen 14:30 dauerte, weil ich hin- und zurückfahren musste, nichts gesagt, und ich muss am Telefon ziemlich abwesend ausgesehen haben, als man mir davon berichtete.

Wahrnehmung ist etwas ganz Feines. Jeder von uns hat eine auf Lager, und vermutlich wir alle halten unsere eigene für einen ganz besonders guten Jahrgang. Mitunter kuriose Ergebnisse können erzielt werden, wenn zwei unterschiedliche aufeinandertreffen und einander nicht von der unterschiedlichen Farbgebung berichten.

So kommt auch mal ein Kompromiss zu Stande, den ein Teil vorschlägt, weil er davon ausgeht, dass der vom anderen Teil angebotene Kompromiss nicht ehrlich gemeint sei, und vermutlich denkt, ein eigens unehrlich gemeinter Kompromiss sei die bessere Alternative.
Für besonders bemerkenswert halte ich hierbei auch die Beobachtung, an welcher Stelle der Gedanke der Existenz eines unehrlichen Kompromisses zum ersten Mal ins Spiel kommt.

Allerdings fühle ich mich erneut in meiner Wahrnehmung bestärkt, dass voneinander nur gelernt werden kann, wenn man miteinander kommuniziert. Wie genau das geschieht, spielt vermutlich keine wesentliche Rolle, solange die gewählte Sprache sowohl Absender wie Empfänger verstehen.

Mittwoch, August 31, 2005

Bekannte und die vollen Terminkalender

Ist es nicht bemerkenswert? So viele Bekannte in der großen weiten Welt, und es scheint nicht einmal eine unbedeutende Rolle zu spielen, wie viel oder wenig man miteinander zu tun hatte. Wenn man sich nicht selbst meldet, meldet sich keiner von beiden. Dabei ist es auch egal, ob man frischer oder alter Bekannter ist. Sich zu melden scheint hiervon völlig unabhängig.

Dieser Eintrag hat nicht zum Ziel, mich zu beschweren. Dass Kontakte abebben, ist weder etwas Besonderes, noch wird das jemanden überraschen. Aber ich finde es bemerkenswert, mit welcher Determiniertheit Bekannte bei gelegentlichen zufälligen Treffen Telefonnummern austauschen und Stein und Bein darauf schwören, sie würden sich melden.
Nur um es dann -- wie üblich -- nicht zu tun.

Ich erkläre mir das so:

Bei den angesprochenen Treffen meinen sie es wirklich ernst. Im Kopf werden tatsächlich Möglichkeiten durchgespielt, wie man ein Treffen arrangieren kann. "Ach, du wohnst jetzt in Düsseldorf? Das passt ja super! Ich habe viele Freunde dort und bin dort auch regelmäßig."
Sie meinen es wirklich.

Die darauf folgenden Tage ruft man entweder nicht an, weil man zu viel zu tun hat oder weil man nicht möchte, dass es nach Drängeln aussieht. Schließlich HAT man Freunde. Oder so.

Dann nach etwa zwei Wochen kommt es einem meist schon gar nicht mehr in den Sinn, dass man sich überhaupt getroffen hat, und wenn doch und man eigentlich gern angerufen hätte, schämt man sich schon fast, dass man damit so lange gewartet hat. Damit hat man aber auch schon direkt sichergestellt, dass der Anruf nicht mehr kommen wird. "Was soll ich denn da sagen?", "Was denkt er denn, wenn ich jetzt erst anrufe?" usw.. Die Gedanken sehen vermutlich fast immer gleich aus.

Wir sind mit Pkw und ÖPNV so mobil, und doch stehen die Chancen, dass man nah beineinander wohnt und trotz früherer gemeinsamer Erlebnisse aneinander vorbeilebt, nicht schlecht. Das allein kann ja jeder für sich entscheiden und macht mich nicht nachdenklich. Wer sich absondern möchte, kann und darf das gern tun.

Nur wundere ich mich, warum augenscheinlich so vielen nicht aufzufallen scheint, dass meist nicht eingehalten wird, was man versprochen hat. Wir haben alle volle Terminplaner; das ist doch ab einem gewissen Alter auch jedem klar. Nur könnte man das ja auch einfach sagen, statt felsenfest Anrufe zuzusagen, als könnte man ohne diese Versprechungen nicht weiterleben.

Aber vermutlich ist das ein Effekt der Tatsache, dass die Welt eben nur ungefähr und nicht präzise funktioniert. Vielleicht sollte ich nicht zu begradigen suchen, was sich ohnehin seinen Weg sucht.

Dienstag, August 30, 2005

Kurzumriss der letzten Monate

Jetzt wohne ich ja nun schon seit Anfang Juli in Düsseldorf, und bislang gibt es für mich keinen Grund, das irgendwie zu bereuen. Also lasse ich das. Ich habe natürlich eine Rutsche Fotos vorbereitet, die man hier einsehen kann.

Meine Anwaltstätigkeit habe ich nunmehr hier aufgenommen, bei einer Steuerberater- und Rechtsanwaltskanzlei in Lintorf (Ratingen).

Evoke liegt nun hinter uns, und das hat dieses Jahr wegen des Bühnenprogramms mit Jonathan viel Spaß gemacht, und das Feedback der Besucher war spitze! Wir von Park haben auch zwei neue Mitglieder nun offiziell begrüßt: Guido und Jan.

Das Wetter ist im Moment wieder so super, dass man am liebsten auf den Rheinwiesen liegen möchte, und das sollte ich auch bald tun. Kalt wird's ja von ganz allein wieder...