Mittwoch, November 28, 2007

Das Vorstellungsgespräch bei Frau Christ

Hach, die Welt hat doch immer wieder Lacher zu bieten. Gerade sitze ich bei meinen Bonner Busenfreunden auf der Couch; im Hintergrund läuft Nocturne Opus 48 von Chopin. Wir erzählen einander vom Tag und scherzen über alles Mögliche. Da bekommt Stephan einen Anruf auf seinem Handy. Er geht ran und meldet sich mit Namen. Am anderen Ende eine Frauenstimme. "Mnein, da sind Sie falsch verbunden." Gequäke in der Leitung. Sicherlich ein "Tut mir leid; da habe ich mich verwählt." -- "Ja, kein Problem." Wieder das Gekrächze am anderen Ende. "Nein, Sie haben 0172" gewählt. Wieder Gequäke. "Ja da haben Sie sich verwählt." Quak quak. "Kein Problem, schönen Abend." Er legt auf. Genug über nichts geredet. Passiert schon mal, dass einer sich verwählt.

Wir reden weiter.
20 Sekunden später klingelt das Handy wieder. "Das ist bestimmt wieder die Frau", sage ich.

Stephan schaut auf sein Display. Unbekannte Nummer. Ja, das wird sie sein. Er nimmt ab und stellt sich wieder mit Namen vor. Bekanntes Gequäke. "Nein, Sie haben schon wieder die 0172 gewählt, nicht die 0173." Ob die Frau überrascht ist, kann ich nicht hören. Stephan wiegelt das Telefonat wieder ab.

Ich: "Die ruft bestimmt gleich wieder an. Was wollte die eigentlich?"
Stephan: "Eine Frau Christ sprechen."
Kurze Stille im Gespräch. Wir warten, ob sie noch mal anruft.

Aber natürlich würde sie nicht noch mal anrufen. So doof ist doch niemand. Also unterhalten wir uns weiter.

Etwa eine halbe Minute später klingelt sein Handy wieder. Die gleiche Nummer wie vorher. Wir sind eine Sekunde lang sprachlos, aber ich gewinne meine Fassung schnell zurück. "Komm, gib mir das Handy", fordere ich Stephan auf, "ich tu so, als wär ich Frau Christ." Er lacht und zögert, gibt mir dann aber das Telefon. Ich vermute, er glaubt nicht, dass ich das bringe.

Ich gehe ran und sage mit der am schlechtesten nachgemachten Frauenstimme, die mein Repertoire hergibt: "Christ?" Ich klinge wie eine heisere Oma, die sich zum Kotzen über die Kloschlüssel gebeugt hat. Stephan kichert. Am anderen Ende wieder die Quaktante: "Ja hallo? Hier ist Nielsen (oder so; ich hab den Namen nicht mehr aufm Schirm)." "M-hm?", mache ich, um möglichst wenige Silben zu benutzen. Man würde so-fort merken, dass ich sie verarsche. Ich will noch sagen: "Verzeihung, meine Stimme ist ganz rauh", aber Frau Nielsen lässt mich gar nicht aussprechen. "Ich rufe an, weil ich mit Ihnen gern den Termin absprechen würde. Würde es Ihnen morgen passen?" -- "Ja, morgen ist gut", sage ich. "Wann wäre denn gut für Sie", kommt zurück. Ich bin extrem aufgeregt, weil ich gerade dabei bin, für eine völlig Unbekannte einen vielleicht sehr wichtigen Termin zu vereinbaren, zu dem sie unangemeldet auftauchen wird. "Zehn Uhr dreißig wäre gut", bringe ich unter großer Anstrengung heraus. So blöd kann doch niemand sein. "Zehn Uhr dreißig, ja, ist gut. Ach, sagen Sie doch bitte noch mal: Wie ist Ihr Name? Drist?" Frau Nielsen kennt also ihre Gesprächspartnerin nicht einmal gut, aber kann ich mich so weit aus dem Fenster lehnen, dass es reicht, um sie bei dem Namen zu korrigieren?
Kurz zweifele ich an meiner Kraft. Ach was soll's; aus der Nummer komme ich eh nicht mehr raus: "Nein, Christ, mit C H." -- "Ah gut." -- "Ist ja kein Problem." -- "Also einen schönen Abend!" -- "Ja Ihnen auch!"

[Klick]

Stephan und ich sehen einander eine Weile ratlos an. Er grinst, und obwohl mein Gesicht mit einiger Sicherheit ebenfalls tiefe Furchen zeigt, habe ich große Gewissensbisse. Völlig geistesgegenwärtig sage ich: "Ich habe gerade für Frau Nielsen oder so einen Termin gemacht, bei dem Sie auftauchen wird, ohne dass irgendwer damit rechnet."

Was, wenn es ein Vorstellungsgespräch ist und viel für Frau Nielsen davon abhängt? Was, wenn ich ihr gerade ihre Zukunft versaut habe?

Stephan und ich entscheiden uns für schallendes Lachen.

Aber die Gewissensbisse übermannen mich. Sollen wir ihr nicht doch sagen, dass wir Sie verarscht haben, frage ich. "Mein Moralisator sagt mir, wir sollten das klarstellen." Energisch trete ich entgegen: "Was sollen wir ihr denn sagen?!? 'Hallo Frau Nielsen, wir hatten ihre behämmerten Anrufe satt und haben Sie verarscht'?"

Wir haben ihr dann doch eine SMS mit folgendem Text geschrieben:

"Verzeihen Sie bitte, Sie haben gerade nicht mit Fr. Christ gesprochen, sondern schon wieder die falsche Nummer gewählt. Ich habe mir einen Spaß mit Ihnen erlaubt. Rufen Sie besser mal die richtige Nummer an. Schönen Abend!"

Aber wahrscheinlich war der Termin völlig wurst, und Frau Nielsen ist einfach zu doof, um eine Nummer richtig ins Handy einzutippen. Stephan fiel später ein, Frau Nielsen habe sich vorgestellt als Frau Nielsen "von der Familienstätte" oder so. Das hilft nur leider nicht bei der Einschätzung, ob Frau Nielsen einen wichtigen Termin planen wollte oder ob sie doof ist.

Naja, aber wer ruft denn bitte auch noch für offenbar wichtige Termine um 19:30 Uhr an.


Nachtrag: 29.11.2007, morgens:


Heute Morgen wollte mich ein Gedanken nicht mehr loslassen: Frau Nielsen hatte sich nicht mehr gemeldet. Erst dachten wir: "Die dumme Kuh, hätte sich ja kurz bedanken können." Aber was ist, wenn sie aus irgendeinem Grund die Nachricht nicht mehr gelesen hat? Wenn sie nicht in der Lage ist, eine Telefonnummer richtig einzutippen, kann sie vielleicht mit SMS gar nicht umgehen. Was dann?

Naja, dann wird sie heute vermutlich um 10:30 Uhr bei Frau Christ auftauchen, und die wird große Augen machen. Das allein finde ich ja nicht so schlimm. Dann haben wir wirklich alles getan, was wir konnten.

Aber dann wird Frau Nielsen vielleicht Stephan anrufen und ihn beschimpfen; dabei kann er doch gar nichts dafür. Aber der nächste Lacher ist dann schon mal gesichert.

Nachtrag: 04.12.2007:

Kein Lebenszeichen mehr von Frau Nielsen. Sie hat also schlussendlich die richtige Nummer gewählt oder vor Verärgerung oder Einschüchterung das Handy ganz weggeworfen.

Die rätselhafte Affäre der Kinderwagenfrau

Gerade kam ich von einem Seminar in Dortmund zum Büro in Essen zurück und lief die Straße entlang, als mir auf den letzten Metern eine Frau Mitte 30 entgegenkam, die einen Kinderwagen vor sich herschob. Es war eine merkwürdig aussehende braune Papp- oder Holzkiste darin, die augenscheinlich mit Papier gefüllt war. Die Frau war allein.

Ich stoppte wenige Meter vor ihr, starrte ungläubig erst den Kinderwagen, dann die Frau an. Sie blieb ebenfalls stehen und musterte mich mit misstrauischem und fragendem Blick. Da brach es aus mir heraus: "Wer ist der Vater?!?"

Naja, in Wahrheit ging ich einfach an ihr vorbei, und man würdigte einander keines weiteren Blickes. Aber ich fragte mich, was sie sagen würde, wenn ich früge. Statt dessen kicherte ich still vor mich hin und schloss die Tür zum Büro auf.

Dienstag, November 27, 2007

Nie wieder Glühwein

Wer kennt den Spruch nicht. Nie wieder dies, nie wieder das. Meist taucht in diesem Satz auch noch Wort auf wie "Tequila", "Eierlikör" oder -- für die ganz Hartgesottenen -- "KoCo" (Asoslang für "Korn-Cola").

In Amalias Fall kam der Spruch gestern Abend mit Glühwein. Mit "Gegen neun" hatte sie angekündigt, dass sie später kommen würde. Ich war nach der Arbeit direkt nach Hause gefahren. Nachdem ich das Wochenende in Amsterdam und die Nacht von Sonntag auf Montag bei meinen zwei Busenfreunden aus Bonn verbracht hatte, war ich ziemlich im Sack, und zu allem Überfluss schlich sich offenbar wieder einmal eine Erkältung an, die ich mit frühem Schlafengehen im Keim ersticken wollte.

Ich erledigte gestern Abend also ein paar Kleinigkeiten im Haushalt. Vor allem Bügeln.

Als Amalia um 21:00 Uhr nicht da war, wunderte ich mich nicht. Sie kann tun, was sie will. Und mit wem. Ich bin ihr Mitbewohner, nicht ihre Mutter. Die schickt nämlich hin und wieder handgeklöppelte Babyschühchen aus Kamerun an werdende Mütter in Deutschland, um das lokale Handwerk zu unterstützen. Und sowas würde ich nie tun. Also Babyschühchen schicken. Kamerunisches Lokalhandwerksgewerbe ist schon okay, soweit ich das von hier aus beurteilen kann. Jedenfalls:

Dass Amalia noch nicht zu Hause war, fand ich auch deswegen gut, weil ich ohnehin noch bügelte und das gern fertig haben wollte, bevor sie kommt. Dann würde sie -- so hatte ich mir das ausgedacht -- bemerken, dass ich alles gebügelt hätte, sogar ihre Blusen. Tjahaa, und außerdem lief eh noch eine Heroes-Folge, die ich gucken wollte. Also alles in Butter.

Der Fairness halber muss ich wohl dazusagen, dass sie auch meine Hemden bügelt, wenn sie mal bügelt. Aber sie hasst Bügeln im Vergleich zu mir, und das merkt man auch am Ergebnis. Aber selbst wenn sie nicht bügeln würde, putzt sie immer noch das Klo, das ich ja auch benutze. Manchmal habe ich die stille Angst, dass deswegen irgendwann eine 1,40 Meter große, aus Ghana stammende (die Klofrauengewerkschaft in Düsseldorf ist in ghanesischer Hand, sagte mir Amalia), lesbische, gehbehinderte Schwarzafrikanerin mit Lispelproblem, künstlicher Hüfte und Glasauge in ihrer Rolle als Gleichstellungs- und Rassismusbeauftragte bei mir auf der Matte steht und mich mit Klagen überzieht, weil in unserer Wohnung die Schwarze das Klo putzt. Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte und so weiter, böse Geschichten laufen da.
Aber ich verdränge den Gedanken immer schnell wieder, beruhige mich damit, dass Amalia ja keine Aufenthaltserlaubnis braucht, aus freien Stücken bei mir wohnt und ich immerhin regelmäßig die Küche aufräume.

Hm, aber sie macht wirklich viel im Haushalt. Ich sollte echt aufpassen.

Jedenfalls schloss sie irgendwann gegen Viertel nach neun die Tür auf. Es dauerte ungewöhnlich lang, bis sie es schließlich schaffte. "Ich bin totaal bedrngken", lallte sie schon, als sie etwas unbeholfen durch den Flur torkelte. Als sie nach einer Willkommensumarmung in der Mitte unserer gemeinsamen riesigen Wohnung angekommen war, ließ sie unter einigen Koordinationsschwierigkeiten Tasche und Jacke fallen, würgte noch ein "Ich hab totaaal viel Glühwein getrngkn. Umn jetzt muss ich aufs Klo" heraus und verschwand. Ich kam mir vor wie in einer Will & Grace-Folge.

"Wi waaen auf dem Weihnachtsmarkt und totaaaal viel Glühwein getrunken. Bor nie wieder Glühwein!" Sie glänzte richtig, sogar im indirekten Licht der Tischleuchte, und saß grinsend auf der Couch. "So hast du mich noch nicht gesehen, hm?", fragte sie, fast etwas schüchtern. "Anne hat mich da hingeschleift. Die hat jetzn Dschobb und sofort nachm Kurs mim Saufen angefangen. Bor, ich hab bestimmt zehn Glühwein getrungkng!"

Da sie es nicht kommentierte, ich aber total stolz auf mich war, sprach ich an, dass ich alles gebügelt hätte. Ja, das sei ihr aufgefallen, kam zurück.

Ich drängte ihr etwas Aspirin auf, damit sie heute Morgen überhaupt arbeiten gehen könnte. Sie berichtete von ihrem Abend und ihrem aktuellen Job, der Tatsache, dass sie jetzt eine Woche lang vergeblich gearbeitet hatte, weil die Datei, an der sie arbeitet, übers Wochenende gelöscht worden war, als mich ein Freund anrief. Ich ging ran, obwohl Amalia sichtlich Schwierigkeiten mit alltäglichen Dingen und Koordination hatte.

Es war klar, dass es so kommen würde, aber ich konnte mich kaum auf das Telefonat konzentrieren, weil ich aufpassen musste, dass Amalia klar kam. Ich hatte zwei Aufgaben mit gleich hoher Priorität zu bewältigen, und Telefonieren war so ziemlich anstrengend. Ständig jonglierte ich zwischen Konzentration auf Telefonieren und darauf Achten, dass Amalia sich nichts tut. Der Freund musste auch denken, wir seien jetzt beide durchgeknallt.

Es kam aber doch, wie es kommen musste. Sie setzte sich irgendwann während des Telefonats auf den Rand des hölzernen Wäschekorbes. Der Deckel stand -- ihrer Erwartung zuwider -- offen, weil ich vorher noch Wäsche hineingeworfen hatte. Sie bekundete ihre Überraschung über den offen Deckel mit einem "Uwhaaaaa" und glitt mit ihrem Hintern rückwärts in den Korb, bis nur noch Kopf, Beine und Hände herausschauten.

Hätte ich nicht Angst gehabt, dass sie sich wehgetan hatte, wäre ich vermutlich vor Lachen auf der Stelle umgefallen. Stattdessen bat ich meinen Freund, kurz zu warten, und half ich ihr wieder aus dem Korb; denn ohne Hilfe wäre sie vermutlich über Nacht darin stecken geblieben. Vielleicht hätte sie aber auch einfach noch eine Weile gelacht und wäre dann im Korb eingeschlafen.

Man sagt ja, die meisten Unfälle passieren im Haushalt, aber vorbereitet werden die meisten Unfälle auf dem Weihnachtsmarkt. Das ist ziemlich sicher.

Heute Morgen sagte sie, ich hätte ihre Blusen gut gebügelt.
Gerade noch mal gut gegangen.

Aber vielleicht frage ich Amalia heute Abend noch mal, ob sie sich denn insgesamt wohl bei mir fühlt. Sonst kommt die Gleichstellungslesbe echt noch mal irgendwann.

Freitag, November 09, 2007

"HIER GIBT'S ICE, BABY!"

Seit fast zwei Jahren fahre ich fast immer die gleiche Strecke zur Arbeit, die mich an der Gruga-Halle in Essen vorbeiführt. Das ist das Messegelände der Stadt, und dort finden dementsprechend dauernd Veranstaltungen statt. Eine davon, die seit Monaten immer wieder mit einem pervers großen Banner beworben wird, das sich einmal quer über die gesamte und bestimmt 40 Meter breite Halle am Fronteingang zieht, ist das Eiskunstlaufspektakel "Holiday on Ice".

Inhaltlich kann ich wenig zu diesem Event sagen. Eiskunstlauf allgemein interessiert mich im Grunde kein Stück. Mir kommt er, wenn ich ihn mal im Fernsehen mitbekomme, vor wie eine Sammlung magersüchtiger Weiber und Glitzertunten, die feine Kunststückchen machen. Ein bisschen wie Zirkuspudel, auch ähnlich putzig, und die sind auch sportlich topfit und alles, aber sie haben eine Anziehung auf mich wie Fußball, Politik oder Autos. Der Fairness halber sage ich aber dazu, dass mich Eiskunstlauf auch nicht abstößt, wie zum Beispiel der Gestank in Douglas-Läden oder DJ Bobo es tut. Ich verstehe die Begeisterung der Zuschauer solcher Events nicht, aber im Grunde ist mir dieser Sport schlicht wurscht.

Eine Sache ist mir allerdings alles andere als wurscht, und zwar ist das dieses Werbebanner, an dem ich jeden Tag vorbeifahre, wenn es hängt. Glücklicherweise wechselt man hin und wieder die Werbung auf der Hallenfassade, aber es hängt eben immer wieder da, und ich sterbe bei diesem grauenvollen Werbespruch, der das Banner in Beschlag genommen hat:

"HIER GIBT'S ICE, BABY" steht darauf geschrieben, gigantische Buchstaben in einer ziemlich geschmacklosen Serifenschrift. Passt zum Hintergrundrosa des Plakates, zu sonst aber nichts.

Wer sich diesen Spruch ausgedacht und vorgeschlagen hat, gehört geteert und gefedert. Etwas derartig Nasenbluterischeres habe ich eine Weile nicht gesehen. Gehen wir mal im Einzelnen durch, was dieser Spruch sagt.

- Anspielung auf ein Lied. Bei der Wahl gibt es zwei Möglichkeiten.

1. Möglichkeit: "Ice Ice Baby" von Vanilla Ice (1991). Wenn das der Fall ist:
Verehrter in den 90ern hängen gebliebener Werbetexter, das Lied von Vanilla Ice damals war nicht gut. Es war peinlich. Wie auch Vanilla Ice selbst, der mit bürgerlichem Namen übrigens Robert van Winkle heißt. Ein weißes Juppisöhnchen mit Zickzackrasur-Fönfrisur und noch aus den 80er stammender Bomberjacke rappte von seiner vermeintlichen Coolheit. Das war damals ein Armutszeugnis der Popmusik, und nur Teeniemädchen fanden Vanilla Ice cool. Jetzt an so einen Mist anzuknüpfen, nur weil man auch das Wort "Ice" im Namen hat, ist nicht nur ideen-, sondern auch fürchterlich stillos.

2. Möglichkeit: "Es gibt Reis, Baby" von Helge Schneider. Das wäre fast noch schlimmer. Rafft bitte mal, dass Helge Schneider euch mit seinem Humor verarscht. Er ist sehr gut, spielt hervorragend Musik, ist sehr intelligent, aber dieses und andere Lieder von ihm, die zu Kassenschlagern wurden, bezeugen in Wahrheit nur die Doofheit der Leute.

- Verfehlung der Zielgruppe. Selbst wenn man nun aber annähme, Vanilla Ice oder wenigstens sein einziger Hit, der nur von einem Sample von Queen lebte, sei cool gewesen, hilft das nicht über das Problem hinweg, dass man hier eine völlig andere Zielgruppe anspricht. Wie gesagt: Teenietussis. Die sollen jetzt zu Holiday on Ice, wie? Wenn es die Helge Schneider-Variante ist, liegt man zwar nicht ganz so schlimm daneben, aber derartig plump an ein ohnehin schon das Publikum verhöhnendes Lied anzuknüpfen, demonstriert anschaulich, wie langweilig es dem Werbetexter gewesen sein muss. Viel Erfolg, mein Kompliment an den Marketingchef.

- Ansprechen des Publikums mit "Baby". In Deutschland sagte man nur in den 80ern "Baby" zu seiner Freundin. In "Dirty Dancing" war das totaaaal angesagt. Heute ganz schlecht. Da schießt einem das Blut nur so aus der Nase.

- Und schließlich: Es gibt auf diesem Event gerade kein Eis, wie der Slogan verspricht, jedenfalls keins, das man essen könnte. Wenn jetzt jemand sagt, es sei ja das andere Eis gemeint, auf dem gefahren wird, muss man offen sagen: "Und dass es in der Halle, wo man Eiskunstlauf zeigen möchte, auch Eis zum Drauf-Laufen gibt, ist sowas Besonderes, dass man's im Hauptslogan anpreist?" Ihr habt sie nicht alle.

Ich werde der an uns allen vorbeieilenden Zeit danken, wenn dieser Scheißevent endlich vorbei ist, damit ich dieses Plakat nicht mehr sehen muss. Bis zum nächsten Jahr, in dem man sich vermutlich einen ähnlich schlimmen Slogan ausdenken wird. Sowas wie "Ice cool, man!" oder so.

Au, jetzt fängt's wieder an zu jucken. Scheiße.

Donnerstag, November 08, 2007

Abkneifen

Es kommt nicht oft vor, dass ich vor Lachen unkontrolliert losspucke. Zu Hause landet der Spaß gern auf Bildschirm oder Tastatur. Das sind Situationen, in denen mich etwas Lustiges so unbemerkt überfällt, dass ich die Muskeln in meinen Mund nicht rechtzeitig aktiviert bekomme, der Spaß also sogar mein vegetatives Nervensystem überholt. Meistens passiert es mir beim Chatten, wenn das Gehirn erst die Wörter zusammenbaut und dann erst Sinn herausliest.

So passierte es jedenfalls am vergangenen Dienstagabend, als ich mit meiner Amalia und Marcus in "Ratatouille" im Oberkasseler Kino gewesen war. Amalia hatte sich nach dem Föm, wie Marcus gern das Wort "Film" ausspricht, auf die Damentoilette verzogen, und Marcus und ich standen da, warteten und mutmaßten, warum sie so lang bräuchte. Das nächstliegende war natürlich ein voluminöser und kraftvoller Damenschiss, und in diesem Zusammenhang meinte Marcus, wie das wohl wäre, wenn wir sie da einfach rausholen würden und sie sich dann "die Wurst abkneifen" müsste.

Da war so ein Moment wie oben beschrieben.

Dienstag, November 06, 2007

Ein Stoß kranker Webseiten

Anschauen, Arzttermin machen, Medikamente einwerfen.

Badger Badger Badger

zombo.com

Fear the gay chicken

Immer auf die Eier

Atme tief.

Denke positiv.

Konzentriere dich auf das, was für dich im Leben wichtig ist.

Halte dich nicht mit Negativität auf; denn so ziehst du sie an.

Ärger sind nur Gedanken, die kommen und gehen. Es ist wertlos, ihnen nachzueifern und sich sogar ihretwegen zu erhitzen.


Mir gehen trotzdem gottverdammt noch mal ein paar Sachen tierisch auf den Sack:

1.) Aus aktuellem Anlass: Ich möchte den Leuten gern nicht nur eine Ansage machen, sondern in ihr dummes leeres Gesicht schlagen: allen denjenigen, die am Flughafen bei der Gepäckausgabe mit ihren Gepäckwagen direkt ans Band heranfahren. Es geht mir unbeschreiblich auf den Sack, dass diese ignoranten Wichser mit ihren Scheißkarren allen anderen den Weg versperren, egal ob ihre Koffer kommen oder nicht und obwohl dann nicht mal selbst an ihre Koffer kommen, weil rechts und links von ihnen schon andere Leute stehen. Meist sind es Frauen, die solche Aktionen bringen. Ich unterstelle Ihnen keine Absicht, sondern bin überzeugt, dass sie nach dem Flug einfach gern ihr Gehirn baumeln lassen wollen. Männer hingegen bekommen es meist auf die Reihe, den Wagen in zweiter Reihe zu parken. Mein Vater hat uns das schon früh beigebracht.

2.) Leute, die in der Öffentlichkeit auf ihrem Handylautsprecher Musik hören. Achtung, eine Durchsage: Wenn ihr sowas macht, seid ihr nicht cool. Ihr nervt dann nur wie Sau.

3.) Ich hasse iPod-Zombies. Sie sind überall, im Fitnessstudio aufm Cardiotrainer, im Supermarkt und auf der Straße, an der Kasse und in der Bahn. Überall schotten sich Leute mit ihren MP3-Playern von der Außenwelt ab und verhalten sich auch genauso asozial. Ich bin sehr dankbar dafür, dass sie ihren Klangrotz (hat in letzter Zeit mal jemand die deutschen Charts mitbekommen?!? Himmel, Arsch und Zwirn!) nicht über einen Handylautsprecher hören, aber es nervt wie Sau, dass sie nicht schauen, wohin sie laufen, und keinen Platz machen, weil sie nichts hören. Und ganz persönlich machen mich die leeren Gesichter genauso aggressiv wie das meist pubertäre Antigetue von Pseudostraßenpunks und anderen profilsüchtigen Würstchen.

4.) Außerdem geht mir die eine Kassiererin an der Theke vom Plus um die Ecke tierisch auf den Keks. Sie hat die ätzendste und krächzendste Stimme der Welt und einen IQ, der meist unter der Raumtemperatur liegt. Einmal hat sie, als ich an der Kasse stand, einen Typen angemacht, der seinen Krempel aufs Band gelegt hatte und dann noch mal verschwunden war, um was zu holen. Sie krächzte ihn an, und ich wäre ihr am liebsten mit einem Dampfbügeleisen übers Gesicht gefahren, nur um sie zum Schweigen zu bringen. Neulich war auch wieder eine ganz schlimme Situation: Eine Frau hatte nur Leergut zurückgebracht, aber die dumme Kassierernuss hatte die Einkäufe der nächsten Kundin auf ihr Konto gerechnet. Keiner hatte was bemerkt, bis die erste Kundin fast aus dem Laden war, und dann gackerten sich die drei Gehirnakrobatinnen zurecht, wer schuld war. Ich ballte die Fäuste in der Tasche und biss die Zähne kraftvoll aufeinander.

5.) Ganz schlimm finde ich diejenigen, die sich heute noch für eine Bergbauausbildung entscheiden, um Kohle abzubauen, und dann anfangen zu schreien, wenn der Staat plötzlich die Subventionen kürzt. Leute, aufgepasst und zugehört: Kohleabbau ist seit Ewigkeiten auf dem absteigenden Ast, und die Subventionsstreichungen sind Thema, seit ich lesen kann. Es gibt einfach nicht mehr so unglaublich viel Kohle, und Raubbau an der Natur ist eh nicht mehr so populär. Man denkt schon ewig darüber nach, endlich mal die Subventionen zu streichen, weil Kohle keine rentable Energiequelle ist. Wie kann man so blöd sein, sowas zu lernen und sich dann zu beschweren, wenn der Staat endlich die Mittel für etwas kürzen will, das sich schon ewig nicht mehr von selbst trägt? Kommt endlich mal im 21. Jahrhundert an! Ihr hattet jetzt echt Zeit genug.

6.) Mir gehen viel zu krass geschminkte Frauen nicht an sich auf den Sack, aber sie verschandeln das Stadtbild. So manche Frau schießt sich so derb mit der Schminkflinte ins Gesicht, dass sie ihr Spiegelbild vermutlich für E.T. hält. Auf der Rüttenscheider Straße gibt es viele solcher Aufbrezeln, die sich wahrscheinlich selbst noch schön finden, die sich aber wohl den Mörtel vor allem in die Fresse gespachtelt haben, um die Gletscherspalten zu kitten. Das sieht dann aus, als hätte der Macher der Muppet Show eine ganz besonders abgefahrene Puppe kreiert.

7.) Werbeschilder mit Rechtschreibfehlern, arx. Überall liest man Sachen wie "[…] auch zum mitnehmen" und ähnlichen Kack. Warum nur ist es so schwer zu raffen, dass "Mitnehmen" mit großem "M" geschrieben wird? Am schlimmsten finde ich, dass für Werbeschilder ein Arschgeld ausgegeben wird, aber nicht mal die Drucker auf die Idee kommen, das mal zu korrigieren, und dann von so manchem der Fehler kommentiert wird mit: "Ich finde, das ist gut so." Was ihr findet, interessiert mich und die Rechtschreibung einen Scheiß. Macht's richtig.

[seufz]

Mein neues Autoradio

Lang habe ich überlegt, was für ein Autoradio ich mir als nächstes kaufen sollte. Das alte ging ja irgendwie noch, wenn auch nicht so gut. Ein Lenco-Radio war das gewesen, irgendwas Billiges, im Internet bestellt, vermutlich von jemandem verkauft, der davon nicht viel verstand. Jedenfalls hatte die alte Gurke nach und nach Alterserscheinungen bekommen. Erst war die Plastikfrontblende des sich bewegenden Bedienteils abgefallen. Der Kleber hatte wohl nach den paar Jahren seine Dienste getan. Dann fiel irgendwann die Beleuchtung des Bedienteils aus, sodass man nachts immer die Innenraumbeleuchtung des Autos anschalten musste, wenn man einen Knopf suchte. Und zu guter Letzt hielt das Radio es für unangemessen, die eingelegte CD wieder herauszugeben, verweigerte entsprechen, das Bedienteil zu bewegen, wenn ich es darum bat. Vermutlich war dem Radio mein tyrannischer Ton missfallen.

Jedenfalls wurden mir Mitarbeiterkonditionen bei Saturn offeriert, und durch die Tatsache, dass ein Freund jemanden dort kannte, wähnte ich mich beratungstechnisch in guten Händen. Ich wollte ein Radio haben, das die ganzen Macken des Lenco-Kackradios nicht hatte, sondern guten Radioempfang und eine breite Palette von MP3-Abspielfunktionen. Dazu sollte es möglichst billig sein. Logisch.

Auf Empfehlung kaufte ich dann eins von Sony mit nem abnehmbaren Bedienteil, nem CD-Spieler drin und ner USB-Buchse vorn drauf. Sah ganz gut aus; mehr konnte ich nicht sagen, weil ich keine Ahnung hatte, was ich kaufen sollte.

Jedenfalls ist mit diesem Ding der Radioempfang viel besser; endlich kann ich nicht nur WDR5 in ordentlicher Qualität hören, sondern das vor allem auch noch, wenn ich telefoniere. Das alte Radio hatte, wenn das Handy beim Telefonieren in der Nähe war, nur so "I, I-I-I, I-I-I" gemacht. Außerdem ist der Radioempfang viel besser. Sender kommen klar rein, von denen ich vorher gar nicht wusste, dass sie existieren. Endlich läuft auch MP3-Abspielerei ordentlich: keine doofen Hüpfer mehr, kein Geknurpse durch einen drittklassigen Decoder, und endlich kann ich sogar darin spulen. Sehr schön auch: Man kann sich bei diesem Radio aussuchen, ob man nur im aktuellen Album oder die ganze CD im Shuffle-Modus spielen will. Zu guter Letzt ist der Klang viel satter. Man kann mit diesem Radio nämlich ein "XPLOD"-Preset nutzen, das so manches Lied deutlich kraftvoller macht. Klar surren meine Lautsprecher bei schon von Hause aus fett abgemischten Liedern da gern mal, aber man muss ja auch nicht immer auf voller Pulle Musik hören. Das machen nämlich nur Weisstdus mit winzigen Schwänzen.

Also ich find mein Radio super, hab's nur dummerweise im unteren meiner beiden Schächte eingebaut. Das muss ich noch mal ändern; der Schaltknüppel ist da gern mal im Weg.