Mittwoch, Januar 23, 2008

Blasen

"Blasen" fand ich schon vor einigen Jahren lustig. Also das Wort, nicht die Tätigkeit. Ich kann's wohl (und auch das will gelernt sein), aber weder fange ich an zu lachen, wenn jemand gerade bläst, noch fange ich an zu blasen, wenn jemand einen Witz erzählt. Keine Verbindung, nada. Das Wort ist lustig. Es ist nicht ganz eindeutig, aber vermutlich denkt jeder sofort an Oralverkehr. Man lässt also das Gehirn den Rest machen und kann sich hinterher rausreden, so hätte man's ja gar nicht gemeint.

"Blasen" sagte ich auch schon früher gern, wenn ich eigentlich nichts zu sagen hatte, aber deutlich machen wollte, dass mir etwas grenzenlos egal war. Und vor allem während meiner Zeit in der Inzuchtstätte Marburg ging mir so Einiges ziemlich vorbei, vor allem, wenn ich Hausarbeiten im Strafrecht schrieb. Wir hatten damals einen ziemlich durchen Professor, der in der Kantine mit der Wand sprach und auch sonst ziemlich einen an der Pfanne hatte. Aber Strafrecht war mir vom zweiten Semester an sehr zuwider, und das liegt nicht mal an Barbara Salesch.

Jedenfalls entwickelte ich damals etwas, das mir kleine vergnügliche Pausen beim Hausarbeitschreiben bescherte. Ich hatte oft keine Lust, mich zu den ganzen Tussis für belanglosen Datenabgleich in den Pausenraum zu setzen, wo ohnehin regelmäßig die stadtbekannten Geisteskranken saßen und Leute anpöbelten und um Geld anschnorrten.

Statt dessen setzte ich mich irgendwann mal aus Langeweile vor einen der Bibliotheksrechner, auf denen damals noch DOS lief und die auf grobschlächtigen blauen Bildschirmhintergründen Recherche nach Literatur ermöglichten. Ich tippte gedankenverloren und von der Hausarbeit genervt "blasen" als Suchbegriff ein. Als Ergebnis erschien ein Werk mit folgendem Titel:

"Die Blasen-Scheiden-Fistel sowie die Incontinentia Urinae"

Ich unterdrückte mit aller Kraft das hochsteigende Gelächter, um die arbeitenden Studenten nicht zu stören. Was für ein großartiger Titel! Sicherlich ein Werk voller ekelhaften Bildmaterials und völlig sachlichen Texten dazu! Kein Wunder, dass Mediziner einen total derben Humor haben, wenn sie solche Sachen lesen müssen.

Aber ich wollte den Spaß nicht für mich allein haben. Die ganze Bibliothek sollte sich daran erfreuen können! So verließ ich den Platz einfach, damit der nächste Benutzer auf das Werk hingewiesen würde.

Fortan kam ich in unregelmäßigen Abständen zu einem dieser Rechner, suchte immer wieder dieses Werk, grinste breit und verließ den Platz dann. Auf dass alle von der Blasen-Scheiden-Fistel erführen! Leider habe ich nie so viel Energie hineingesteckt, mich in die Nähe des Rechners zu setzen, um zu sehen, wie der nächste Benutzer reagierte.

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