Dienstag, Januar 29, 2008

Amalia, Marcus, Markus und die Einzugsparty

Oh Mann, jetzt ist es schon zwei Wochen her, dass Amalia die schnittgleiche Wohnung über mir bezogen hat, und ich hab's immer noch nicht geschafft, darüber zu schreiben. Also hier und jetzt:

Amalia und ich lieben einander und wollen nie wieder auseinander gehen. Ich persönlich möchte auch nicht auseinandergehen -- deshalb achte ich auf meine Ernährung --, aber das ist ein anderes Thema. Wir lebten über ein halbes Jahr auf 35 m² in einer Einzimmerwohnung, kein Streit, nicht mal eine echte Auseinandersetzung. Unser größtes Problem war, dass wir kaum Schlaf bekamen, weil wir jeden Abend bis tief in die Nacht lachen mussten. Selbst wenn es um das heiß umkämpfte Städterennen ging, machten wir uns fast ein vor Lachen.

Aber wir hatten kein Gästezimmer und zu wenig Platz für Klamotten. Deshalb mietet Amalia jetzt die schnittgleiche Wohnung über mir. Die hat Parkett und ist tiptop renoviert.

Vor zwei Wochen hatte sie dann ihre "Einzugsparty", und das darf man in diesem Zusammenhang auch total wörtlich nehmen. Als die ersten Gäste kamen, führte ich sie nach oben, schloss die Tür auf und begann dann, die ersten Möbel hineinzutragen. Das erste war glaub ich der Vorhang. Amalia war unten und bereitete was zu essen vor, glaube ich.

Wir saßen also am Mittwoch vor zwei Wochen oben in unserem "zweiten Wohnzimmer", wie wir gern sagen, und es war ziemlich ungemütlich, weil der Schall von den kahlen Wänden fast eins zu eins zurückgeworfen wurde.

Diese "Party" war aber so überhaupt nicht geplant gewesen. Amalia hatte sie aus einer Notlage heraus hastig zusammenorganisiert. Etwas sehr Witziges war nämlich passiert. Also witzig für mich, für sie nicht so.

Sie hatte am Abend vorher dem Marcus in Oberkassel, den ich immer den "C-Markus" nenne, eine SMS schicken wollen, ob er Lust hätte, auf ein Bier in ihre neue Wohnung zu kommen. So schickte sie die Nachricht auch an Marcus, aber an den falschen, nämlich denjenigen, den sie vor Monaten mal gedatet hatte, der auch sehr nett, aber auch zu dick war, dessen Nummer sie nur noch deswegen im Handy gespeichert hatte, weil sie vorbereitet sein wollte, falls der noch mal anriefe.

Er hatte sie offenbar sehr gemocht und schrieb nun zurück: "Ja klar, komme gerne vorbei!" Oder so ähnlich. Amalia schaut aufs Handy und begreift, was sie getan hat. Ihre Augen und ihr Mund weiten sich vor Schreck: "Ooooooooooh!"

Aber jetzt wird's erst lustig. Statt ihren Fehler einzugestehen und dem dicken Marcus zu sagen, dass es ein Versehen war, lädt sie noch mehr Leute ein und macht eine Party aus der ganzen Sache. Sie hatte im Fachanwaltskurs schon einmal von diesem damaligen Date mit Marcus berichtet, aber den Namen wohl nicht genannt. Würde sie jetzt aber den anderen Gästen Marcus vorstellen und eine kurze Zusatzinfo geben, wäre allen klar, wer das denn da ist, und alle würden einander kennen, nur Marcus nicht. Der würde nur nach Strich und Faden vorgeführt und ginge vermutlich irgendwann im besten Fall gelangweilt, im schlimmsten Fall geprügelt wie ein reudiger Hund nach Hause. Es war das perfekte Material für einen großen Hollywood-Showdown.

Am nächsten Morgen redete ich Amalia ins Gewissen, sagte ihr, es sei Marcus gegenüber sehr unfair, und wenn sie ihn nicht wiedersehen wolle, solle sie lieber direkt ihren Fehler zugeben, als Marcus auch noch vorzuführen und bloß zu stellen. Das tat sie eine Stunde später auch. Er war bestimmt angepisst, aber es war für alle das Beste.

Die Party war natürlich immer noch sehr improvisiert, aber es war gemütlich.

In den letzten zwei Wochen habe ich vor allem eins getan: meine ganzen überflüssigen Möbel in "Amalias Wohnung" abgestellt. Mein Kellerraum sieht viel besser aus jetzt, und "meine Wohnung" wirkt aufgeräumt, geradezu leergefegt. Sie richtet sich da oben jetzt erst einmal ein, und dann sehen wir weiter.

Um einem Missverständnis vorzubeugen: Wir haben jetzt zwei Wohnungen, sind da aber nicht so possessiv unterwegs. Wir sprechen auch immer nur aus Versehen von ihrer und meiner Wohnung, sagen stattdessen immer, dass wir jetzt oben oder unten sind, dass wir ein Extrazimmer haben und so weiter. Klar denken jetzt alle, Amalia wird auch in "ihrer" Wohnung schlafen. Das ist aber natürlich an sich erst mal Unsinn. Wir wollten ja nur einen Schlafplatz für Freunde, ein Gästeklo und eine Gästeküche haben. Und "ihr" Klo hat sogar eine richtige Lüftung; da können wir also ganz ausgezeichnet defäzieren und erbrechen. Und natürlich ist da oben jetzt viel Platz für Klamotten. Dass wir den Platz jetzt haben, heißt aber nicht, dass sie da oben jetzt immer schläft. Manchmal macht sie das natürlich, wenn sie bis tief in die Nacht Bücher herumräumt oder verzweifelt vor der Städterennen-Weltkarte steht.

Letztes müsste sie aber gar nicht machen. Ich mach in meiner aktuellen Finanzsituation eh keine großen Sprünge. Da fasse ich lieber mal Frankfurt, Hamburg und Nürnberg ins Auge.

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