Freitag, Januar 25, 2008

Das Käffchen zieht immer größere Kreise

Ich muss Pakete immer am nächsten Tag bei der Post abholen, weil ich tagsüber nie zu Hause bin, wenn die Sendungen ankommen. Das nervt tierisch, weil die Post immer noch geöffnet hat wie zu Zeiten Kaiser Wilhelms II (der alten Tunte). Abends bis 18:30 Uhr, morgens ab 9:00 Uhr, also ziemlich gut abgepasst, sodass normal arbeitende Menschen annähernd keine Chance haben, Sendung zu holen und mit Chef ein entspanntes Verhältnis zu haben.

Damit ich mich mit diesem Mist nicht auseinander setzen müsste, meldete ich mich eins beim Packstation-System der Post an und gebe seitdem allen, die mir etwas Größeres als einen Brief schicken wollen, die entsprechende Adresse. Dann geht die Sendung an die Packstation hier um die Ecke, und ich kann den Krempel rund um die Uhr abholen.

Dass man sich anmelden muss, nervte mich zwar, aber es war eine überwindbare Hürde. Schlechter zu handhaben ist allerdings, dass sich kein Mensch seine PIN oder seine Packstation-Kundennummer merkt. Die müssen andere aber bei Paketen für ihn an die Packstation als Teil der Adresse auf die Sendung schreiben. Dieses Problem ist aber bestimmt eiskalt von der Post beabsichtigt; denn das System soll sicherlich gerade zu Anfang noch nicht einschlagen wie eine Bombe. Das würde schließlich zehntausende grimmiger Postmitarbeiter ihren Job kosten. Nicht auszudenken!

Vorgestern landete trotz aller meiner Bemühungen wieder ein roter Zettel mit einer "Wir konnten Ihre Sendung nicht zustellen. Kommen Sie sie ab morgen um 9 Uhr abholen!"-Nachricht in meinem Briefkasten. "Na super", dachte ich, "bestimmt wieder was von meinen Amerika-Freunden." Denen hab ich das mit der Packstation nämlich nie erzählt; bei so einem Quatsch würden die nur mit dem Kopf schütteln.

Weil ich gestern vormittags einen Termin einzuhalten hatte, musste ich mich also beeilen. Kurz vor 9:00 Uhr schon da; ein halbes Dutzend Leute vor mir. Ob das zeitlich noch reichen würde? Hm. Punkt 9:00 Uhr schloss eine sichtlich bestens gelaunte Dame die Tür auf, und los ging's. Die meisten Kunden von mir gaben nur Sendungen ab. Nur noch zwei Leute vor mir, eine junge Dame etwa in meinem Alter und ein Rentner, der sich nicht bewusst zu sein schien, wo er sich anstellen muss. Ich trat schon in der Warteschlange bei der Post etwas unruhig von einem Fuß auf den anderen, dabei nicht allzu guter Dinge, dass sich die zwei mal einigen könnten, wer von ihnen zuerst da gewesen war. Völlig zutreffend quittierte dabei die junge Dame das allerdings eher unbeholfene als rücksichtslose Verhalten des Rentners mit: "Hier geht's ja zu wie anner Aldi-Kasse." Beide konnten allerdings schließlich doch zügig bedient werden. Ich war dran und bekam das Päckchen.

Es war an mich adressiert, aber seine Absenderin kannte ich nicht. Geschickt aus der Nähe von Wolfenbüttel, wo Amalia zur Schule gegangen war. Musste dann wohl eine von Amalias Freundinnen sein. Ich seufzte: "Das ist ja jetzt nicht so geil." Zum Termin kam ich aber noch rechtzeitig.

Ich schrieb Amalia noch ausm Büro eine E-Mail, sagte ihr, sie sollte ihren Freunden doch bitte sagen, sie sollten Päckchen entweder an sie oder an meine Packstation-Adresse schicken; das sei für alle besser. Als ich nach der Arbeit mit dem Auto nach Hause fuhr, rief Amalia mich an und sagte, das Päckchen sei für mich und ich sollte es in ihrem Beisein auspacken.

Das tat ich dann auch. So sah der Inhalt aus:


Es waren vier Pfund Kaffeebohnen unterschiedlicher Sorten von Heimbs Kaffee aus Braunschweig drin, eine Sortenbeschreibung und eine Karte. Auf der Karte steht:

"Lieber [ich],

ich weiß zwar nicht, ob wir uns schon einmal begegnet sind, aber offenbar bist Du derjenige, der einer lieben Freundin von mir in einer schwierigen Zeit ein guter fürsorglicher Freund war, sodass ich Dir heute ein kleines Geschenk machen möchte. Ich wünsche Euch viele gemütliche Kaffeestunden und hoffe, dass etwas für Deinen Geschmack dabei ist.

Liebe Grüße auch an [Spitzname von Amalia]

Steffi"

Erst die Starbucks-Tasse aus Sapporo (Japan) und jetzt das!

Ein wohlig-warmes Gefühl umgab mich. Es gab tatsächlich noch jemanden außer Amalia und mir, der meine Liebe zum Kaffee verstand! Mein Mund und meine Augen müssen stundenlang offen stehen geblieben sein. Amalia hat glaube ich das Funkeln von Gier und Begeisterung in meinen Augen etwas Angst gemacht.

Steffi: Komm du mir mal hierher! Dann lernst du mich kennen! :)

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