Mittwoch, August 31, 2005

Bekannte und die vollen Terminkalender

Ist es nicht bemerkenswert? So viele Bekannte in der großen weiten Welt, und es scheint nicht einmal eine unbedeutende Rolle zu spielen, wie viel oder wenig man miteinander zu tun hatte. Wenn man sich nicht selbst meldet, meldet sich keiner von beiden. Dabei ist es auch egal, ob man frischer oder alter Bekannter ist. Sich zu melden scheint hiervon völlig unabhängig.

Dieser Eintrag hat nicht zum Ziel, mich zu beschweren. Dass Kontakte abebben, ist weder etwas Besonderes, noch wird das jemanden überraschen. Aber ich finde es bemerkenswert, mit welcher Determiniertheit Bekannte bei gelegentlichen zufälligen Treffen Telefonnummern austauschen und Stein und Bein darauf schwören, sie würden sich melden.
Nur um es dann -- wie üblich -- nicht zu tun.

Ich erkläre mir das so:

Bei den angesprochenen Treffen meinen sie es wirklich ernst. Im Kopf werden tatsächlich Möglichkeiten durchgespielt, wie man ein Treffen arrangieren kann. "Ach, du wohnst jetzt in Düsseldorf? Das passt ja super! Ich habe viele Freunde dort und bin dort auch regelmäßig."
Sie meinen es wirklich.

Die darauf folgenden Tage ruft man entweder nicht an, weil man zu viel zu tun hat oder weil man nicht möchte, dass es nach Drängeln aussieht. Schließlich HAT man Freunde. Oder so.

Dann nach etwa zwei Wochen kommt es einem meist schon gar nicht mehr in den Sinn, dass man sich überhaupt getroffen hat, und wenn doch und man eigentlich gern angerufen hätte, schämt man sich schon fast, dass man damit so lange gewartet hat. Damit hat man aber auch schon direkt sichergestellt, dass der Anruf nicht mehr kommen wird. "Was soll ich denn da sagen?", "Was denkt er denn, wenn ich jetzt erst anrufe?" usw.. Die Gedanken sehen vermutlich fast immer gleich aus.

Wir sind mit Pkw und ÖPNV so mobil, und doch stehen die Chancen, dass man nah beineinander wohnt und trotz früherer gemeinsamer Erlebnisse aneinander vorbeilebt, nicht schlecht. Das allein kann ja jeder für sich entscheiden und macht mich nicht nachdenklich. Wer sich absondern möchte, kann und darf das gern tun.

Nur wundere ich mich, warum augenscheinlich so vielen nicht aufzufallen scheint, dass meist nicht eingehalten wird, was man versprochen hat. Wir haben alle volle Terminplaner; das ist doch ab einem gewissen Alter auch jedem klar. Nur könnte man das ja auch einfach sagen, statt felsenfest Anrufe zuzusagen, als könnte man ohne diese Versprechungen nicht weiterleben.

Aber vermutlich ist das ein Effekt der Tatsache, dass die Welt eben nur ungefähr und nicht präzise funktioniert. Vielleicht sollte ich nicht zu begradigen suchen, was sich ohnehin seinen Weg sucht.

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