Mittwoch, August 01, 2007

Ignorantes Raucherpack

Das war ein toller Plan mit dem halbherzigen Rauchverbot der Regierung. Seit Ewigkeiten geistern Meldungen, Gesetzesentwürfe und Argumente für und gegen ein allgemeines Rauchverbot durch die Medien. Man diskutiert in Funk (dieses Wort spreche ich übrigens gern englisch aus) und Fernsehen in endlosen Debatten -- geführt von Lobby und Idealisten, was nie interessant oder auch nur unterhaltsam ist -- darüber, und es werden nur faule Kompromisse gemacht, die am Ende bewirken, dass nach wie vor geraucht wird, nur an anderen Stellen.

Ich bemerke das vor allem, wenn ich tagsüber in der Mittagspause die Rüttenscheider Straße entlanglaufe. Dieser kleine Ausflug, den ich herzlich gern nutzen würde, um mal aus dem Raucherabteil heraus zu kommen (so nenne ich den Bereich mit drei Büros, in dem meins liegt, das neben dem meines Chefs liegt, der nach Möglichkeit Kette raucht), wird regelmäßig zur Widerwärtigkeit zur Mittagsstunde.

Wann immer ich nämlich diese Straße entlanglaufe, stehen überall Menschen und rauchen. Eine tolle Idee: Man darf in den Geschäften nicht mehr rauchen; dann stellt man sich einfach auf den Fußweg und tut das dort. Sobald auch nur ein bisschen Wind weht, hat man von jedem Raucher auch noch in mehr als zehn Metern Entfernung etwas, und bei der Masse von Rauchern bräuchte die Hälfte von ihnen für einen Nikotin-Flash vermutlich nicht einmal selbst zu rauchen, sondern könnten sich einfach neben einen anderen Raucher stellen. Das hätte außerdem eine soziale Komponente, die sich Raucher ja zur Unterstreichung ihrer Sucht immer gern selbst attestieren. Und eins muss man Rauchern auch wirklich lassen: Sie sind sehr tolerant gegenüber allen, die auch so denken wie sie selbst.

Zu alledem kommt es nur wegen der Abhängigkeit der Raucher. Sagen wir es offen: Käme heute jemand mit der Erfindung der Zigarette um die Ecke und wollte Tabakwaren verkaufen, würden alle wegen der gesundheitlichen Schäden einen solchen Radau machen, dass die Sache ganz schnell wieder vom Tisch wäre. Nie im Leben dürfte jemand etwas derart Schädliches verkaufen! Mit einiger Wahrscheinlichkeit bekäme er für so einen Vorschlag auch noch von zwielichtigem Gesindel ein paar Zähne ausgeschlagen oder wahlweise eine Karotte in den Po und einen Apfel in den Mund gesteckt. Oder anders herum; ich kann mir das nie merken.

Aber bei uns war die Nikotinsucht nun einmal vor dem Gesundheitsbewusstsein da. Man tut natürlich überall so, als wäre man um die Gesundheit der Allgemeinheit bemüht. Tatsächlich gibt es aber zwei Gründe, warum das Rauchverbot noch immer nicht absolut und unbeschränkt da ist, obwohl es früher oder später -- bei dem Phlegmatismus unserer Politikerheinis wohl eher viel später -- kommen muss.

Einerseits verdient sich der Staat sich an der Tabaksteuer eine goldene Poperze. Da steht es um die einst ehernen Prinzipien natürlich nicht besonders gut. Oft sind Menschen nur in Bezug auf ihr Ziel unkonstant, beharren aber auf ihren Mitteln. In der Polititk ist einem sogar das egal. Man macht, was immer die meiste Kohle bringt, und solange man möglichst viele Buzzwords wie "Gesundheit" oder "Terror" verwendet, kommt ja bekanntlich jeder Scheiß durchs Gesetzgebungsverfahren. Bild-Leser sind eine große Wählergemeinschaft, und schließlich haben auch viele andere Leser nicht alle Latten am Zaun.

Außerdem aber ist Nikotin ein starkes Suchtmittel, und die Suchtbolzen in der Polititk sind schwerlich davon zu überzeugen, eine Gesetzgebung durchzusetzen, die sie dazu zwänge, das Rauchen sein zu lassen. Das Ergebnis ist klar; nur der Weg dahin muss noch geteert werden.

Besonders die psychische Abhängigkeit bei Zigaretten ist extrem hoch. Fast alle Raucher lügen sich einen zurecht, sie wollten nicht aufhören, aber in Wahrheit sehnt sich kein Raucher nach etwas sehnlicher als danach, endlich die Griffel von dem Scheißzeug lassen zu können. Manch einer betont seinen Genuss beim Rauchen interessanterweise auch dann noch, wenn er bereits eine schwere Krebsoperation hinter sich hat, die eindeutig auf sein Rauchen zurückzuführen war.

Am meisten jedoch regt mich an diesem Thema auf, dass Raucher bei der ganzen Sauerei, die sie anderen antun, auch noch Toleranz von Nichtrauchern fordern. Was für eine grenzenlose Frechheit. Man nimmt in Kauf, dass andere leiden, weil man nicht bereit ist, seinen Suchtarsch hochzukriegen und ein- für allemal aufzuhören. Das wäre nicht so bequem wie, sich schlicht die nächste Kippe anzustecken.

Um das Thema im Umgang mit mir gar nicht erst aufkommen zu lassen, hat mein Chef mich schon am Anfang eingenordet: "Ich rauche, und das bleibt so. Das kann ich Ihnen gleich sagen."
So oder ähnlich war die Formulierung.

Ich halte übrigens die Bezeichnung "blauer Dunst" für Zigarettenqualm für einen üblen Fehlgriff. Blau -- das weiß jeder seit den Science Fiction-Filmen der frühen 80er -- steht für die Guten. Die Bösen schießen immer rote Laserstrahlen. Blau strahlt außerdem Kühlheit aus. Vor allem deswegen soll man nach Feng Shui (das U wird übrigens nicht gesprochen, sondern nur als Rampe für das I verwendet) sein Schlafzimmer auch in blau oder anderen kühlen Farben halten.

Am gar nichtesten geht Rauchen außerdem im Bett, im Auto (oder Zugabteil) und beim Essen.

Merkt euch das.

Und kommt endlich mit einem umfassenden Rauchverbot in ganz Deutschland in der gesamten Öffentlichkeit um die Ecke. Es reicht und nervt langsam. Geld zu scheffeln mit der Sucht von Menschen ist schäbig.

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