Freitag, Februar 22, 2008

Party mit totem Neger

So heißt das Theaterstück, das sich Amalia und ich gestern angesehen haben. Wir waren im Theater am Schlachthof in Neuss, zu dem uns mein Trainingspartner Kermit geschleppt hat.

Das Stück ist eine sehr witzige Mischung aus brutalem Koksgeschwafel, ziemlich derben Kommentaren rund ums Ficken und einer schönen Bruce Darnell-Verarschung. Außerdem führen die Charaktere of mehrere Unterhaltungen rücksichtlos parallel, was den ganzen Ablauf ziemlich witzig macht. Im Kern geht's um drei Yuppies, denen es zu gut geht, die in ihrem Wohlstand nicht so recht klar kommen und sich mit Drogen, Gewalt und Fickerei unglücklich machen. Eingebettet ist das Stück in den Ausklang der Party zum 30. Geburtstag eines schwulen Arztes, dessen zwei Freunde ordentlich einen am Sender haben.

Den Namen hat das Stück daher, dass im (nie zu sehenden) Eingangsbereich des Hauses, das im nicht besonders edlen Bahnhofsviertel liegt, ein ermordeter Schwarzafrikaner liegt und dessen Mord als Aufhänger für die ganze Frage nach dem Sinn des Lebens dient.

Die Frau ist im Stück die ganze Zeit auf Koks und redet wirres Zeug über Einheit im Leben, Kinder machen und die gelbe Suppe, die machen kann, dass alles so bleibt, wie es ist.

Wir mussten besonders lachen, als die drei einmal Händchen haltend im Kreis stehen und die Kokstante für alle drei ein Gebet mit den Worten "Liebe gelbe Suppe" beginnt. Aber auch sonst hat das Stück diverse Lacher zu bieten, wenn man's derb mag.

Ein schöner Spaß!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Also, ich habe das Stück auch gesehen und muss sagen, zum Lachen war es eigentlich nicht. Im Gegenteil.

Ich war zum ersten Mal im Theater am Schlachthof und hatte vorher Deinen Kommentar zum Stück gelesen. Danach bin ich mit ziemlich gemischten Gefühlen losgefahren, weil ich die Befüchtung hatte, dass hier aus einem durchaus ernsten Thema eine Lachnummer gemacht würde. Allerdings war ich dann doch angenehm überrascht.

Natürlich geht es zuweilen etwas derb zu, aber wir haben es auch schließlich mit zwei ziemlich zugedröhnten Typen zu tun, deren Arroganz gegenüber ihren Mitmenschen keine Grenzen kennt. Der Dritte im Bunde ist zwar noch nicht ganz so abgestumpft, ist aber auch nicht in der Lage, klar Stellung zu beziehen und lässt sich in seiner Trägheit einfach mittreiben.

Das Gefasel über eine "gelbe Suppe" ist schon ziemlich abstrus und auch in der Vorstellung am 15. März wurde an dieser Stelle im Publikum gekichert. Wer solchen Quatsch von sich gibt, ist ganz klar reif für Entgiftung und Psychiater. Aber ist das nicht eher traurig?

Ich glaube nicht, dass es in dem Stück darum geht, sich über Menschen wie Sven, Suzann und Daniel lustig zu machen, sondern zu zeigen, wie verkommen unsere Gesellschaft teilweise schon ist. Ein Menschenleben hat da überhaupt keinen Wert mehr (anderswo sterben die "Neger" ja auch "wie die Fliegen", Zitat Daniel). Mir ist jedenfalls das Lachen eher im Hals stecken geblieben.

Das Stück hat zwar einige Schwächen, doch ist es auf jeden Fall sehenswert. Und die Schauspieler vom TaS haben eine wirklich tolle Leistung gebracht. Empfehlung an alle, die es noch nicht gesehen haben: Hingehen und selbst ein Bild machen.