Mittwoch, März 21, 2007

P&C-Ladendieb überführt

Letzte Woche Dienstag hatte ich ein ungewöhnliches Erlebnis, das zugleich meine Sensationslust, meinen Gerechtigkeitssinn und mein Bedürfnis, Gutes zu tun, befriedigt hat: Ich habe einen Ladendieb überführt, so richtig klassisch mit Hinterherfahren, Polizei anrufen und die entsprechenden Tipps geben. Gut, was?

Die Geschichte ist so simpel wie überraschend. Ich bin letzte Woche Dienstag kurz vor 20:00 Uhr, also kurz vor Ladenschluss mit dem Fahrrad vor P&C in der Düsseldorfer Altstadt entlang gefahren, als ich einen jungen Mann, ca. Anfang 20, südländisches Aussehen, braune oder schwarze Lederjacke, dunkelblaue Jeans aus dem Eingang von P&C rennen sah, einen zweiten Mann im dunklen Anzug hinterher. Blitzschnell kombiniert: Der erste hat was geklaut und rennt nun vor dem Kaufhausdetektiv weg. Es war ein Sherlock-Tag.

Da ich mir schon dachte, dass der Detektiv zu langsam sein würde, um den Dieb zu erwischen, bin ich kreuz und quer über die Straßen mit dem Fahrrad hinterher, mit so großem Abstand wie möglich, aber so kleinem wie nötig. Bei der ganzen Gurkerei über Bordsteine und Kreuzungen habe ich mein Handy herausgekramt und die Polizei gerufen. Genauer gesagt habe ich im Affekt 112 gewählt und damit versehentlich die Feuerwehr angerufen, aber die kennen das wohl schon und haben mich sofort weiterverbunden. Bei der Polizei habe ich dann den Fall geschildert und den genauen Weg des Diebes beschrieben, mit Straßennamen und so. Das war gar nicht so einfach, und dann möglichst unauffällig zu bleiben, war ganz schön anstrengend, und meine Füße zitterten auf den Pedalen vor Aufregung.

Der Polizist, mit dem ich sprach, war sehr wortkarg, schien parallel irgendwas zu veranlassen. Als der Dieb dann um die Ecke bog und wieder zu laufen begann, sah ich, wie er in ein Taxi stieg. Die Taxinummer und sein Nummernschild gab ich durch. Als das Taxi dann in Richtung Hauptbahnhof abbog, verlor ich es irgendwann und gab halt den letzten Sichtpunkt durch.

Man bedankte sich artig bei mir für meinen Einsatz und so weiter, und ich fuhr daraufhin zu P&C, um dort zu berichten. Tatsächlich traf ich fast sofort auf den Detektiv, der den Dieb verfolgt hatte. Der erzählte mir unter anderem, dass es ja kurz vor Ladenschluss gewesen sei und er deshalb keine große Lust mehr gehabt habe, den Dieb zu stellen. Der wiederum hatte -- so erfuhr ich -- versucht, ein paar Schuhe zu stehlen, so richtig im Karton unterm Arm. Vom Detektiv angetroffen erzählte er, er habe die Schuhe umtauschen wollen. Der Detektiv bat ihn daraufhin zur Kasse, um die Behauptung durch Vorlage einer Quittung zu überprüfen, und da muss der Dieb entwischt sein.

Völlig aufgewühlt fuhr ich zu (einem) Starbucks in der Altstadt und bekam dort tatsächlich einen Anruf von der Polizei: Man hatte den Dieb geschnappt, aber da der offenbar alles bestritt und so tat, als wüsste er von nichts, fragte man mich, was es mit diesem vermeintlichen Ladendiebstahl auf sich habe. Das berichtete ich daraufhin natürlich. Wieder ein Danke; ich fühlte mich toll.

Später konnte ich tatsächlich wie verabredet in den Salon des Amateurs, in dem dienstags immer Tuntentreff ist. Es war ein schöner Abend, und das ruhige Beisammensein konnte ich nach der Aufregung gut gebrauchen. Man sollte ja nicht glauben, wie sehr das einen doch aufregt, wenn man einen Dieb verfolgt.

Und sind wir mal ehrlich: Es ist ja fast nichts passiert. Er hat die Schuhe nicht mitgenommen, hat nicht versucht, mir aufs Maul zu hauen, obwohl er mich ganz sicher bemerkt hat, und P&C hätte es sicherlich auch nicht gekratzt, wenn da jetzt ein paar Schuhe fehlten.

Vermutlich haben jetzt nur alle viel Ärger wegen Popelskram.

Und das alles nur wegen meines Gerechtigkeitssinns.

Ich sollte mich bei der Polizei bewerben. Schon wegen der Uniformen.

Aber ich bin ja noch jung.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

bin durch zufall über diese geschichte gestolpert - sehr traurig.

"gerechtigskeitssinn"? in einer kapitalistischen welt, wo es akzetabel ist, jedes jahr 30 millionen menschen verhungern zu lassen, obwohl genug nahrungsmittel vorhanden wären - um die nahrungsmittelpreise nicht zu destabilisieren und damit profite zu schmälern -, ist der ungestrafte diebstahl eines paar schuhe (!) von einem milltionenschweren konzern wie puc für den gerechtigkeitssinn unerträglich.... un ironischerweise: ich weiß nicht, wie es in d-land ist, aber hier in ö-reich hatte puc massive probleme wegen ihrer miesen arbeitsbedingungen. aber die tägliche ausbeutung ist für den schnöden gerechtigkeitssinn leider unsichtbar.

ein paar schuhe...

wie bert brecht es geschrieben hat: Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?