Dienstag, März 13, 2007

Numerica 2007

Am vergangenen Wochenende war ich auf meiner ersten französischen Demoparty, so komisch das auch klingt, dass ich seit etwa zehn Jahren in der Demoszene unterwegs bin und noch nie auf einer Demoparty in Frankreich war. "Numerica" wurde von Demoscene.TV (DTV) zum ersten Mal organisiert und beheimatete übers Wochenende rund 80 Szener vor Ort und noch einmal so viele per Livestream übers Internet. Wir sind so international (bitte englisch aussprechen)! :)
Metapat von DTV und Unlock aus dem Buenzli-Orga-Team machten zusammen mit mir die Bühnenpräsentation, und das hat sehr viel Freude gemacht. Die DTV-Jungs waren auch sowas von herzlich, dass ich -- wohl fälschlicherweise -- bei dem einen oder anderen eine Neigung zum Rückwärts einparken vermutete.

Obwohl ich mit der Organisation des Events im Vorfeld fast nichts zu tun hatte, war ich vorher ganz gut beschäftigt. Chunna von meinem Schmuseverein Digitale Kultur hatte sich bereit erklärt, Metapat, Unlock und mir Designs für Sakkos für die Präsentation zu machen. Das Logo hatte ich dann endgültig am Donnerstagmorgen in der Hand, als ich noch mit Nicolai frühstückte. Am frühen Nachmittag fuhr ich dann in die Stadt, um bezahlbare Sakkos zu finden und die dann später bei Couture Lab (Mediapex) in der Altstadt bedrucken zu lassen. Trotz meiner Befürchtung, die Beschaffung einer günstigen und trotzdem stylischen Textilie sei ein Problem, wurde ich bereits im dritten Laden fündig: Jack & Jones hatte sehr schöne und stylisch aussehende Sakkos im Sonderangebot für 34,95 € und sogar in den von mir geschätzten Größen von Metapat und Unlock vorrätig, sodass ich dort direkt zugeschlagen habe.

Damit bewaffnet ging ich also zu Couture Lab, um dort Logo und Sakkos abzugeben und die fertigen Sakkos abends wieder abzuholen. Was für ein Irrglaube: von wegen "kurz abgeben"!
Sechs Stunden habe ich in der Bude zugebracht, bis alles fertig war. Gegen 20:30 Uhr kam ich völlig geschafft aus dem Laden.

Die junge Dame, die mich dort zuerst bediente, sah sich das Logo an und meinte, es sei zu komplex für den Plotter und dass da noch "Einiges" gemacht werden müsste. Ich sagte, ich bräuchte die fertigen Sakkos heute Abend, und fragte, ob das möglich sei, die bis dahin fertig zu kriegen. Sie antwortete darauf nie wirklich, sondern erzählte die ganze Zeit etwas davon, welche Teile des Logos verändert bzw. gelöscht werden müssten, damit der Plotter klarkäme. Ich ging also -- obwohl leicht angenervt, dass ich keine Antwort bekam -- davon aus, dass es möglich sein sollte, während sie kommentarlos schon mit den notwendigen Arbeiten begann.

So verbrachten sie und ich ca. zwei Stunden vor einem der dort herumstehenden Mac Mini in der Vektorgrafiksoftware "Illustrator", in der sie das Logo stark vereinfachte. Warum ich die ganze Zeit daneben stehen musste, weiß ich noch immer nicht, und da ich tierisch Hunger hatte, nervte die Herumsteherei ganz gehörig. Ich war davon ausgegangen, ich könnte etwas essen gehen, nachdem ich die Sachen abgeliefert hätte.

Notiz an mich selbst: Solchen Projekten zukünftig drei Tage Vorlaufzeit einräumen!

Etwas essen konnte ich dann tatsächlich, obwohl ich mir die Zeit fast von ihr erbetteln musste.
Es wurde dann Burger King; eine für die Düsseldorfer Altstadt wohl nicht all zu schlechte Fast Food-Möglichkeit, wenn man gerade keinen Appetit auf Pizza hat. Gegen 17:15 Uhr musste ich allerdings zurück sein; da hätte sie Schluss, hatte mir Kollegin Eiferbiene gesagt. Dann müsse ein Kollege weitermachen. Aha.

So war ich dann tatsächlich zu dieser Zeit wieder da. "Ein Kollege" war Manuel, 20 Jahre jung, der ähnlich unprofessionell wie seine arbeitswütige Kollegin zu Werke ging, dazu aber noch ziemlich verplant war. Er müsse ja noch die Fensterauslage machen, hätte deshalb wenig Zeit.
"Interessant", dachte ich mir, "als zahlender Kunde stelle ich mich in die Warteschlange hinter dir Fensterauslage, mit der zahlende Kunden gewonnen werden sollen."

Nun ja, da ich die Sakkos noch an diesem Tag fertig haben wollte, erklärte ich mich bereit zu helfen, indem ich die Drucke dann aushöbe (die aufzudruckenden Flexbereiche auf der geplotteten Klebefolie belassen, die anderen aber mit Pinzette und Nadelwerkzeug ausheben, damit am Ende nur die gewollten Bereiche aufgebügelt werden). Ganz klar zahlte ich natürlich am Ende aber den vollen Preis, obwohl ich die halbe Arbeit gemacht hatte.

Manuel erzählte allerlei Zeug. Sein Chef, der zwischendurch -- war ja viel Zeit -- immer mal wieder vorbeikam, sei ja "manchmal etwas naja", und überhaupt mache er die ganze Arbeit dort nur zum Spaß, weil er das Geld nicht brauche, sondern eh nur seiner Freundin gäbe. Fünf Euro pro Stunde bekäme er, sei aber am Umsatz beteiligt. 2 % der von ihm akquirierten Umsätze, 4 % der von ihm bearbeiteten.

Vor allem aber hatte Manuel während seiner ach so wichtigen Fensterauslagentätigkeit viel Zeit, hin- und herzulaufen, zwischendurch mal ein paar Swarovski-Steinchen auf das weiße T-Shirt mit Totenkopfaufdruck zu legen, das in die Auslage sollte, und in unregelmäßigen Abständen zu mir zu kommen, der ich gerade die Plotfolien aushob, und mich zu fragen, wie ich vorankäme.

"Sehr nett, dass Sie fragen. Ich komme im Vergleich zu Ihnen so gut voran, dass ich keine Zeit habe, immer wieder zu Ihnen hinüberzugehen und zu fragen, wie Sie vorankommen." Hätte ich kein so dickes Fell gehabt und die Sakkos noch am gleichen Tag gebraucht, hätte ich bei seinem Chef eine saftige Ansage gemacht. Manuel hätte das Innere des Ladens vermutlich eher als Kunde gesehen.

Sportsfreund von der Auslage Manuel wollte, weil er selbst nicht ausm Quark kam, allen Ernstes die Druckerei dann noch in den Freitagmorgen hineinziehen, was sicher auch so gekommen wäre, wenn ich nicht Druck gemacht hätte. Um 20:30 Uhr -- eine halbe Stunde nach Ladenschluss -- verließ ich erst den Laden, völlig geschafft, aber mit den bedruckten Sakkos.

Das Bedrucken/Bebügeln der Sakkos hatte im Übrigen nicht richtig funktioniert. Besonders die grüne Folie ließ sich sehr schlecht aufpressen, löste sich regelmäßig wieder ab. Dass alles während des ganzen Wochenendes gehalten hat, grenzt an Wunder, aber es hielt.

Dazu kommt folgendes Detail, das mich im Nachhinein ärgert. Das Bebügeln der Sakkos hinterließ auf dem Stoff einen Schimmer, den mir Freundchen Manuel damit erklärte, das sei ja nur die Temperatur, das verschwände später, spätestens beim Tragen.
Natürlich ist nichts davon auch nur ansatzweise wahr. Der Schimmer entsteht durch die für das Sakko viel zu hohe Temperatur und zwar dadurch, dass der im Sakko verwendete Leim sich durch die Temperatur und den Druck in die Faser gefressen hat. Nicht nur wird dieser Schimmer nie wieder weggehen, sondern, das Sakko ist auch mit dem Aufdruck nicht zu reinigen, weil die Chemie den aufgebügelten Kunststoff angreift und höchstwahrscheinlich zerstören wird.

Vielen Dank, Manuel, für deine verlässliche Aussage.

Notiz an mich selbst: Leuten ihr dummes Geschwätz a priori verbieten und selbst schon vorher wissen, wie so etwas funktioniert.

Abends war ich dann noch bei Jürgen und Markus, machte dort aber nicht mehr viel. Völlig geschafft fiel ich danach zu Hause ins Bett.

Am Freitagmorgen kamen dann die eigentlichen Partyvorbereitungen: packen, CD fürs Auto brennen usw.. Um 9:30 Uhr fuhr ich los in Richtung Montbéliard (früher "Mömpelgard", ein ganz unsäglich beknackter Name, wie ich finde). Ich kam gegen 15:00 Uhr an, nachdem ich an der französischen Mautstation auf dem Weg sehr nervös wurde, als ich bemerkte, dass ich kein Bargeld zum Bezahlen der Maut dabei hatte und die Maschine meine EC-Karte nicht akzeptierte. Glücklicherweise hielt sie meine Kreditkarte für eine gute Idee. Grundgütiger; zum Glück hatte ich eine Kreditkarte.

Die Location war sehr cool. Numerica ist nicht nur der Name der Party, sondern auch der der dahinter stehenden und Geld gebenden Organisation, und in deren Räumlichkeiten fand alles statt. Nobel für eine erste Party; so viel ist gesichert.

Metapat und Unlock waren schon da, und wir starteten direkt mit den Vorbereitungen für die Eröffnung um 22:00 Uhr. Mir fiel direkt bei der Begrüßung der ganzen DTV-Leute auf, wie schlecht mein Französisch und deren Englisch war. Aber herzlich waren sie, eine gut eingespielte Truppe.

Die Party nahm dann ihren Lauf, und das Interessante lässt sich bis auf wenige Einzelheiten auch dem noch zu veröffentlichen Partyreport von DTV entnehmen, der online ausgestrahlt und wahrscheinlich oft wiederholt werden wird. Ein paar Details möchte ich allerdings dennoch erwähnen.

- Die Leute, die für das Essen am Partyplace gesorgt haben, waren nicht besonders gut. Die Auswahl des Essens war -- besonders für die vorher so groß angekündigten französischen Spezialitäten -- ziemlich übel, und zu allem Überfluss bekam ich von der pampigen Bolognese-Pasta (seit wann ist sowas französische Spezialität?) Durchfall. Wie ca. 30 andere Leute auch. Nicht gut, gar nicht gut.

- Die DTV-Jungs waren über alles herzlich und freundlich, sehr interessiert und engagiert, auch wenn das jetzt nach einem Schlagertext klingt. So etwas hätte ich auch gern mehr auf der Evoke. Jederzeit wieder!

- Ich habe im Etap-Hotel im Ort übernachtet und noch nie in einem derart verrauchten Ding übernachtet. Echt fies.

Am Sonntagnachmittag bin ich dann einigermaßen ausgeschlafen nach Hause gefahren. Nicht einmal fünf Stunden für 580 km. Das lässt sich doch aushalten.

Hach, mal wieder eine Demoparty. Das ist ja immer ein großer Spaß. Jetzt kommt über Ostern die Breakpoint; das wird sicher auch wieder eine Supernummer. Da werde ich die scene.org awards moderieren. Bericht kommt dann. :)

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