Freitag, März 30, 2007

Jetzt geht die Arcor-Scheiße mit O2 weiter

Einer asiatischen Weisheit zu Folge gilt:

"Stell dir einen Berg vor. Alle tausend Jahre fliegt ein Adler darüber, und jedes tausendste Mal verliert er eine Feder. Wenn der Berg komplett mit Federn bedeckt ist, ist eine Ewigkeit vergangen."

So lang habe ich mich mit Arcor herumgeschlagen. Gefühlsmäßig jedenfalls. Was hatte ich für Ärger mit diesem Unternehmen, das Krebse und Skorpione über seinen nackten Körper laufen lassen müsste!

Der Telefonservice -- als ich zu Arcor gekommen war, übrigens damals neuerdings kostenpflichtig, und die Jungs haben sich richtig bedient -- sagte einem ja allerlei Dinge zu, die man dann auf dem Schriftweg als ahnungsloser Verbraucher von einem dortigen Entscheidungsträger um die Ohren gehauen bekam.

Begonnen hatte die ganze Tirade von Falschinformationen und unmöglichem Kundenservice (für mich) irgendwann Anfang 2004, als klar wurde, dass ich im August des selben Jahres für vier Monate nach Kanada gehen würde. Ich rief bei Arcor an -- denn wofür ist Arcor ein Telekommunikationsunternehmen? -- und fragte, ob die Stilllegung unter Gebührenbefreiung für diese vier Monate möglich sei. Antwort: "Ja, das geht. Das müssen Sie nur schriftlich noch einreichen." Also tat ich das.
Nach über einem Monat kam Arcors Antwort: "Nix da."
Ich schrieb zurück: "Aber Ihr Telefonkundenservice hat's mir zugesagt! Prüfen Sie das noch einmal."
Antwort von Arcor: "Nix da. Wir werden aber Konsequenzen ziehen."

Kann sein, dass die das getan haben. Mir gegenüber jedenfalls nicht.

Ich kam im Dezember 2004 aus Kanada zurück und zog zum Ende Januar 2005 aus meiner Bielefelder Wohnung aus, hatte natürlich den Arcor-Anschluss gekündigt und bis dahin immer meine Rechnungen bezahlt. Da der Umzug recht schnell ging, hatte ich Arcor gesagt, wo sie mich erreichen könnten, und meine Mobilnummer hatte der Schweinestall auch. Meine Nachmieterin hatte zugesagt, mir Post bei Bedarf nachzuschicken. Einen Nachsendeauftrag hatte ich wegen der ganzen Werberotze, die mir zu der Zeit zuging, nicht gestellt.

Irgendwann bekam ich an meine dann schon Düsseldorfer Adresse -- schon etwa ein Jahr später -- ein Schreiben von einer Inkassobude über irgendwelche Gebühren noch aus Bielefelder Zeiten plus Mahngebühren bla. Rechnungen hatte ich nicht bekommen und würde auch keine Verzugszinsen oder ähnlichen Mumpitz bezahlen. Meine Nachmieterin teilte mir per SMS mit, sie habe keine Rechnungen für mich bekommen.
Die Telefoniererei hatte ich satt, sodass ich kommentarlos den Hauptrechnungsbetrag überwies, die ganzen Zusatzkosten, die sich Arcor irgendwann im Traum zusammengerechnet haben musste, aber natürlich nicht. Es kam daraufhin ein Schreiben der Drückerbude, ich sollte doch noch den Rest bezahlen, aber das tat ich natürlich nicht. Das ist jetzt etwa ein Jahr her. Ich habe von denen seitdem nichts mehr gehört.

So viel zu dem Bielefelder Vertrag.

Als ich nach Düsseldorf gezogen war, brauchte ich wieder einen Telefonanschluss, und T-Com hatte mir schon viel zu lang auf der Nase herum getanzt. Arcor machte zu der Zeit ein gutes Angebot, und die große DSL-gibt's-ja-überall-Welle hatte Mitte 2005 noch nicht begonnen.

Ich nahm einen Telefon- und DSL-Anschluss, irgendwelcher Standardkram mit mehr Upstream. Und natürlich Internet-, aber keine Telefonflatrate. Das ging einigermaßen flott von der Bühne in diesem Glaskasten an der Kö.

Zwei Tage später dachte ich: "Och, ich bin ja arbeitslos; da könnte eine Telefonflatrate ja ganz gelegen kommen." Also rief ich bei Arcor an und fragte, ob man die Telefonflatrate zu den aktuellen Konditionen noch draufpacken könnte. Antwort: "Ja, das geht. Machen wir."

Aus vergangengen Fehlern hätte ich lernen sollen. Aber wie das eben so ist, wäre dann die Geschichte nicht so lang und dann wäre ich nicht zu Arcor gegangen, sondern hätte vermutlich irgendeinem der Führungsmenschen einen Besuch abgestattet und ihm nach Strich und Faden seinen Stricherarsch vertrimmt. Ohne Geld dafür zu zahlen.

Ich entschloss mich also dazu, nicht aus meinen Fehlern zu lernen, und achtete nicht darauf, ob tatsächlich die Flatrate dazugeschaltet wurde. Wurde sie natürlich auch nicht, aber im Glauben daran, dass Arcor tut, was versprochen wurde, telefonierte ich munter drauf los.

Im darauf folgenden Monat sah ich dann, dass keine Flatrate berechnet worden war, und rief erneut an, schilderte den Sachverhalt und forderte die Pisser auf, nun endlich diese Scheißflatrate dazu zu packen. Antwort, wie immer: "Ja, machen wir jetzt."

Monatelang passierte nichts, und auch hier kontrollierte ich wieder nicht. Die Flatrate jetzt nicht dazu zu schalten, war so unverschämt, dass ich nicht im Traum auf die Idee kam, man hätte es immer noch nicht machen können.

Ich glaube, es war im Dezember, als ich endlich lernte und die Flatrate schriftlich beantragte (das Wort "Antrag" finde ich mit seinem Beigeschmack von Behördenleben äußerst passend).
Daraufhin geschah dann endlich, was schon ein halbes Jahr überfällig gewesen war. Dass ich zu der Zeit schon lang nicht mehr arbeitslos und entsprechend wenig zu Hause und deshalb die Flatrate für mich ein totales Verlustgeschäft war, erwähne ich der Vollständigkeit halber, um mein Gefühl für diesen Anbieter zu verdeutlichen.

In Anlehnung an ein Lied der Fantastischen Vier kann ich sagen:

"Doch die Dinge ändern sich; das Volk tut sich träge bewegen.
Plötzlich gibt es DSL, als hätt' es nie was anderes gegeben."

2006 öffneten sich die Grenzen für DSL-Anbieter, und jede dahergelaufene Imbissbude bot nun auch DSL an. Wie die Mobilfunkunternehmen das tun, ist mir nach wie vor nicht so ganz klar, aber da O2, bei denen ich meinen Handyvertrag laufen habe und mit denen ich bislang sehr zufrieden war, nun auch DSL anbot, wollte ich die Gelegenheit nutzen, die Maul- und Klauenseuche Arcor ein für alle Mal los zu werden.

So wollte ich meinen (Düsseldorfer) Vertrag im Dezember 2006 endlich kündigen. Da ich in meinen gesamten Arcor-Unterlagen nichts zur Kündigungsfrist finden konnte, rief ich deren Ermittlung beim Kundenservice an. Dort hatte ich jemanden am Telefon, der ganz offensichtlich Schwierigkeiten mit Deutsch hatte. Dass ich mich bei einem Telekommunikationsunternehmen mittlerweile sogar mit "nisch", "disch" und "weißu" abfinden muss, ist aber verhältnismäßig erträglich, wenn man bedenkt, dass dieser junge Mann nicht einmal eine (falsch berechnete, wie ich später herausfand) einmonatige Kündigungsfrist richtig berechnen konnte.
"Ja also schicken Si di Kündigung uns zu; dann habben wir die noch dises Ja. Dann ist die Kündigung zu Ende Dezember." - "Ähm, es ist jetzt der 27. Dezember. Wenn ich Ihnen die Kündigung jetzt schicke, haben Sie sie vielleicht noch dieses Jahr, aber wo bleibt denn dann die einmonatige Kündigungsfrist?" - "Asoja nä dann is di zum Ende Jannua."

Aber die ganz explizit dort erfragte Kündigungsfrist von angeblich einem Monat war auch noch falsch. In gewohnter Arcor-Manier hatte ich daraufhin die Kündigung (unter Angabe des ermittelten einen Monats) an den Saftladen geschickt und um Bestätigung des Kündigungszeitpunktes gebeten. Zwei Wochen später hatte ich eine Bestätigung im Briefkasten.
Aber zum Ende März, also mit drei Monaten.

"Na komm, egal," dachte ich mir, "dann sag ich den O2-Jungs halt, dass sie den Anschluss zum 1. April freischalten sollen. Wegen der Rufnummerportierung müssen die sich eh mit Arcor herumschlagen." Von O2-Seite auch angeblich kein Problem. Dort war man sehr freundlich am Telefon. Das war mir unheimlich, fühlte sich aber auf eine subtile Weise warm im Bauch an. Ich hatte mich verliebt.

Ich sagte O2, obwohl die das von Arcor sicherlich auch mitgeteilt bekommen hatten, dass Arcor mich erst zum Ende März aus dem Vertrag ließe, und man sagte mir (beim Telefonkundendienst), das sei kein Problem.

Sie bemerken an meinem letzten Klammervermerk, wie es weitergehen muss, ja?

Wir ließen diese O2-DSL-Freischaltungsnummer also Anfang Januar bis Mitte März liegen, und ich unternahm nichts.

Am 22. März hatte ich von O2 noch nichts gehört und keinen Router bekommen, den man zur Nutzung von DSL und zur Telefonie dringend braucht. So rief ich an, um nachzufragen, wie der Status ist. Meine Bereitschaft, mich an samtenen Worten von Telefonkundendiensten zu erfreuen, war grenzenlos.
Aussage dort: "Ach, Sie haben noch keine Hardware bekommen?" Mit etwas Derartigem hatte ich gerechnet, aber ja vorausgeplant und deshalb etwa zehn Tage vor Ende meines Arcor-Vertrages angerufen. "Wir schicken Ihnen jetzt umgehend die Hardware an Ihre Kanzlei, und der Brief mit dem voraussichtlichen Freischaltungstermin, zu dem dann auch ein Techniker zu Ihnen nach Hause kommt, geht an Ihre Privatadresse."

Noch mal gut gegangen.
Der weiche warme Klang der Damen Mireille, Vandenwipfel und des Herrn Brockschrat waren Elfengesang in meinen Ohren. Wofür schriftlich wiederholen, was diese zuckersüßen Stimmchen mir schworen?

Allerdings sind natürlich (nur in diesem Fall) alle drei Namen frei erfunden, und ich habe bislang bei O2 auch noch keine deutlich erkennbare Tunte am Telefon gehabt.

Bis zum 28. März hatte ich nichts mehr gehört und rief erneut an (!). Man hatte noch immer nichts herausgeschickt, aber Frau Höhne (oder wie immer sie hieß) versicherte mir, sie würde es jetzt "sofort noch mal weiterleiten", damit die Sachen so schnell wie möglich herausgingen.

Heute Morgen gegen 7:30 Uhr legte Arcor meine Leitung tot. Es ist ja schon -- irgendwie -- Ende März, wenn auch erst der 30..

Von O2 habe ich noch immer nichts bekommen oder gehört.

Wann hat man eigentlich angefangen, überglücklich zu sein, wenn Telekommunikationsunternehmen nur das tun, wozu sie vertraglich verpflichtet sind? Seit wann applaudiert man die Erfüllung der Pflicht, als wäre eine grandiose Kür hingelegt worden? Und freut sich ein jeder Provider auch so sehr über meine Gebührenzahlungen, wenn sie pünktlich kommen, oder hat man sich so sehr daran gewöhnt, dass man sie nicht mehr zu schätzen weiß?

Aber so eine Nummer macht O2 mit mir genau einmal. Das habe ich Frau Höhne auch gesagt, naiv, wie ich bin. Ich hätte das allerdings schreiben müssen; weiß doch jeder.

Update: 13:30 Uhr

Ich habe gerade noch mal beim O2-Kundenservice in der "DSL Care-Abteilung" angerufen. Frau Christiane Lange sagt: "Ja, also es wurde gestern weitergeleitet, dass noch kein Aktivierungsdatum vorliegt. Es ist jetzt wieder in Arbeit." Das ist wundervoll. "Es sind mehrere Fehler aufgetreten. Deshalb gab es da die Verzögerungen." - "Wissen Sie, Frau Lange, ich bin zu Ihnen gekommen, weil ich mit Ihrem Mobilfunkbereich sehr zufrieden war und mit Arcor extrem unzufrieden. Wenn ich jetzt bei Ihnen die selben Sachen mitmache, über die ich mich bei Arcor schon jahrelang maßlos geärgert habe, lassen wir das. Dann gehe ich woanders hin. Kein Internet haben kann ich nicht nur mit Ihnen." Ich könnte den Auftrag jetzt noch stornieren. Wenn ich das allerdings täte und zu einem anderen Anbieter wollte, erfuhr ich auf Nachfrage, könnte ich meine Rufnummern nicht mitnehmen.

Jetzt geht die Arcor-Scheiße mit O2 weiter; ich brech ins Essen.

Update: 14:25 Uhr

Ah, zwei E-Mails vom O2-Kundenservice!

1.) "Guten Tag Herr Stiegler,Ihre Bestellung ist am 30.03.2007 bei uns eingegangen. Sie wird bei uns schnellstmöglich bearbeitet." Mit allerlei Bla dran.

2.) "Informationen zur Übernahme Ihres Festnetzanschlusses und Portierung Ihrer Festnetzrufnummer(n)" Hier soll ich ein Formular zur Rufnummerportierung ausfüllen und denen zufaxen.

Macht Sinn. Aber: Beide E-Mails habe ich schon einmal genau so am 22.12.2006 zwischen 20:28 und 20:29 Uhr und noch einmal am 31.12.2006 um 15:18 Uhr bekommen. Jedes Mal wurde mir eine neue Bearbeitungsnummer für meinen Auftrag gegeben. Mein Auftrag hatte jetzt also schon drei Bearbeitungsnummern.
Das Formular für die Rufnummerportierung haben die O2-Jungs natürlich auch schon zwei- oder dreimal. Ich habe es nämlich schon einmal per Post und später noch einmal per Fax zugeschickt. Als daraufhin die zweite Runde Bestätigungsmails kam, habe ich es, glaube ich, noch einmal zugefaxt.

Aber ich bin ja froh, dass man meine Bestellung erhalten hat. Das ist schön.


Update: 17:55 Uhr


Ich hab den Pennern jetzt mal ein Schreiben gefaxt und klar gemacht, dass die bis kommenden Dienstag, den 02.04. (mal sehen, was sie aus dem zu dem Datum nicht passenden Wochentag machen) Zeit haben, mir Router und Freischaltungsterminbrief zuzuschicken. Für den Fall, dass die das bis dahin nicht auf die Kette bekommen haben, habe ich schon jetzt den Auftrag storniert. Der Brief endet mit:

"Mir steht der Sinn nicht danach, Ihnen auch nur noch ein einziges Rufnummernportierungsformular zu unterschreiben oder zuzufaxen. Sie haben bereits drei; machen Sie etwas daraus.

Ich gebe Ihnen bis zum kommenden

Dienstag, den 02.04.2007

Zeit, mir einen deutlich früher liegenden Zeitpunkt zur Freischaltung des schon im Dezember in Auftrag gegebenen DSL- und Telefonanschlusses zu nennen und die dafür nötige Hardware an meine Kanzleiadresse zuzuschicken. Für den Fall, dass Sie das bis dahin nicht getan haben, storniere ich bereits jetzt den Auftrag.

Zudem werde ich in diesem Fall keine Gelegenheit unversucht lassen zu berichten, was ich mit Ihnen für Kuriositäten erlebt habe.

Mit freundlichen Grüßen"


Es reicht.

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