Seit fast zwei Jahren fahre ich fast immer die gleiche Strecke zur Arbeit, die mich an der Gruga-Halle in Essen vorbeiführt. Das ist das Messegelände der Stadt, und dort finden dementsprechend dauernd Veranstaltungen statt. Eine davon, die seit Monaten immer wieder mit einem pervers großen Banner beworben wird, das sich einmal quer über die gesamte und bestimmt 40 Meter breite Halle am Fronteingang zieht, ist das Eiskunstlaufspektakel "Holiday on Ice".
Inhaltlich kann ich wenig zu diesem Event sagen. Eiskunstlauf allgemein interessiert mich im Grunde kein Stück. Mir kommt er, wenn ich ihn mal im Fernsehen mitbekomme, vor wie eine Sammlung magersüchtiger Weiber und Glitzertunten, die feine Kunststückchen machen. Ein bisschen wie Zirkuspudel, auch ähnlich putzig, und die sind auch sportlich topfit und alles, aber sie haben eine Anziehung auf mich wie Fußball, Politik oder Autos. Der Fairness halber sage ich aber dazu, dass mich Eiskunstlauf auch nicht abstößt, wie zum Beispiel der Gestank in Douglas-Läden oder DJ Bobo es tut. Ich verstehe die Begeisterung der Zuschauer solcher Events nicht, aber im Grunde ist mir dieser Sport schlicht wurscht.
Eine Sache ist mir allerdings alles andere als wurscht, und zwar ist das dieses Werbebanner, an dem ich jeden Tag vorbeifahre, wenn es hängt. Glücklicherweise wechselt man hin und wieder die Werbung auf der Hallenfassade, aber es hängt eben immer wieder da, und ich sterbe bei diesem grauenvollen Werbespruch, der das Banner in Beschlag genommen hat:
"HIER GIBT'S ICE, BABY" steht darauf geschrieben, gigantische Buchstaben in einer ziemlich geschmacklosen Serifenschrift. Passt zum Hintergrundrosa des Plakates, zu sonst aber nichts.
Wer sich diesen Spruch ausgedacht und vorgeschlagen hat, gehört geteert und gefedert. Etwas derartig Nasenbluterischeres habe ich eine Weile nicht gesehen. Gehen wir mal im Einzelnen durch, was dieser Spruch sagt.
- Anspielung auf ein Lied. Bei der Wahl gibt es zwei Möglichkeiten.
1. Möglichkeit: "Ice Ice Baby" von Vanilla Ice (1991). Wenn das der Fall ist:
Verehrter in den 90ern hängen gebliebener Werbetexter, das Lied von Vanilla Ice damals war nicht gut. Es war peinlich. Wie auch Vanilla Ice selbst, der mit bürgerlichem Namen übrigens Robert van Winkle heißt. Ein weißes Juppisöhnchen mit Zickzackrasur-Fönfrisur und noch aus den 80er stammender Bomberjacke rappte von seiner vermeintlichen Coolheit. Das war damals ein Armutszeugnis der Popmusik, und nur Teeniemädchen fanden Vanilla Ice cool. Jetzt an so einen Mist anzuknüpfen, nur weil man auch das Wort "Ice" im Namen hat, ist nicht nur ideen-, sondern auch fürchterlich stillos.
2. Möglichkeit: "Es gibt Reis, Baby" von Helge Schneider. Das wäre fast noch schlimmer. Rafft bitte mal, dass Helge Schneider euch mit seinem Humor verarscht. Er ist sehr gut, spielt hervorragend Musik, ist sehr intelligent, aber dieses und andere Lieder von ihm, die zu Kassenschlagern wurden, bezeugen in Wahrheit nur die Doofheit der Leute.
- Verfehlung der Zielgruppe. Selbst wenn man nun aber annähme, Vanilla Ice oder wenigstens sein einziger Hit, der nur von einem Sample von Queen lebte, sei cool gewesen, hilft das nicht über das Problem hinweg, dass man hier eine völlig andere Zielgruppe anspricht. Wie gesagt: Teenietussis. Die sollen jetzt zu Holiday on Ice, wie? Wenn es die Helge Schneider-Variante ist, liegt man zwar nicht ganz so schlimm daneben, aber derartig plump an ein ohnehin schon das Publikum verhöhnendes Lied anzuknüpfen, demonstriert anschaulich, wie langweilig es dem Werbetexter gewesen sein muss. Viel Erfolg, mein Kompliment an den Marketingchef.
- Ansprechen des Publikums mit "Baby". In Deutschland sagte man nur in den 80ern "Baby" zu seiner Freundin. In "Dirty Dancing" war das totaaaal angesagt. Heute ganz schlecht. Da schießt einem das Blut nur so aus der Nase.
- Und schließlich: Es gibt auf diesem Event gerade kein Eis, wie der Slogan verspricht, jedenfalls keins, das man essen könnte. Wenn jetzt jemand sagt, es sei ja das andere Eis gemeint, auf dem gefahren wird, muss man offen sagen: "Und dass es in der Halle, wo man Eiskunstlauf zeigen möchte, auch Eis zum Drauf-Laufen gibt, ist sowas Besonderes, dass man's im Hauptslogan anpreist?" Ihr habt sie nicht alle.
Ich werde der an uns allen vorbeieilenden Zeit danken, wenn dieser Scheißevent endlich vorbei ist, damit ich dieses Plakat nicht mehr sehen muss. Bis zum nächsten Jahr, in dem man sich vermutlich einen ähnlich schlimmen Slogan ausdenken wird. Sowas wie "Ice cool, man!" oder so.
Au, jetzt fängt's wieder an zu jucken. Scheiße.
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Freitag, November 09, 2007
Montag, Oktober 29, 2007
Die dämlichsten Alltagssprüche
Es gibt so unendlich viel sprachliche Redundanz, bei der sich meine Poperze vor Schmerz ruckartig zusammenzieht. Um Ähnliches bei euch, meinen lieben Lesern, auszulösen, kommt hier ein Ausschnitt derjenigen Sprachverfehlungen, bei denen der Popo besonders kneift.
"zumindestens"
Nein. Entweder "zumindest" oder "mindestens", aber nicht beides.
"Es ist so, dass …"
Hört man überall, auch im Radio. Oder gerade im Radio? Politiker sagen das total gern. Es ist so, dass wir uns so und so entschlossen haben. Aha. Es ist also so, ja? Wie wär's mit "Wir haben uns so und so entschlossen"? Geht nich? Muss man erst mit "Es ist so" einleiten?
Ey nein, muss man nicht. Aufhören bitte.
"Das könnte (theoretisch) möglich sein."
Eine wundervolle Verdreifachung der Möglichkeit mit Blähwort. Die Möglichkeit kann quasi sein, also eigenständig existieren. Wie tolerant wir uns heute wieder geben. Mit dem "könnte"-Konjunktiv wird's dann schon richtig blödsinnig, und mit dem "theoretisch"-Blawort wird's dann gänzlich bescheuert.
"Rückantwort"
Rückfragen kann es geben. Das "Rück"-Prafix bedeutet den Verweis auf etwas vorher Besprochenes. Erst wurde was gesagt, und dann fragt man noch mal in Bezug darauf nach. Rückfrage eben. Rückantworten wiederum sind Quatsch, weil eine Antwort sich schon begrifflich auf etwas vorher Gesagtes beziehen muss. Außerdem gibt's auch keine Vorantwort oder ähnlichen Quatsch.
"in keinster Weise"
Ah, Sie wollen sagen: "nicht"? Sagen Sie das doch. Sehr schön, dass man bei dieser Verblaung aber das "kein"-Wort gesteigert hat. "Das ist kein Kuchen, das da ist noch viel keiner Kuchen, und das da drüben, das da mit der rosa Kirsche drauf, ist am keinsten Kuchen! Keinsten, verstehste?!?"
"Insofern, dass", "Insofern, weil" und "Insofern, als dass"
Sehr oft gehört, trotzdem falsch. Es heißt: "Insofern, als" oder -- das mache ich gern -- "Insofern, wie". Wer was anderes sagt, hat die Konstruktion nicht begriffen. "Insofern" bedeutet vereinfacht gesagt: "so weit". Das "in" muss jemand in einer Weinlaune drangeklebt haben. Man könnte auch sagen: "Soweit ich das verstehe", was man auch mit "So weit, wie ich das verstehe" sagen kann. Kein Mensch käme auf die Idee zu sagen: "So weit, dass ich das verstehe" oder besser noch: "So weit, als dass ich das verstehe …" Aber sobald das böse Wort "insofern" auftritt, scheint es kein Halten mehr zu geben. Menschen kacken plötzlich völlig bereitwillig überall hin, sobald eine "insoweit"-Konstruktion kommt; dabei haben sie sie ganz offensichtlich nicht einmal verstanden.
"Erfolgen"
Auch ein Klassiker meines Arbeitsalltages. Überall sieht man es. Meine EC-Kartenzahlungen werden quittiert mit dem lieblos auf die grüne Digitalanzeige gerotzten Satz: "Die Zahlung ist erfolgt." Überhaupt erfolgen total viele Substantive, obwohl man auch genauso gut ein Verb benutzen könnte.
"Meine Zahlung ist erfolgt." Wie wär's mit: "Ich habe gezahlt"?
Versicherungen sind besonders schlimm, wie Juristen auch.
Meinem Chef geht das so sehr gegen den Strich, dass er im Büro den "erfolglosen Stil" fordert. Recht hat er. Ist nämlich Pisse, diese ständige Zersubstantivierung der Sprache.
"schnellstmöglichst"
Dieser Ausdruck schmerzt sehr, wütet geradezu in meiner Seele, tritt aber wohl vor allem auf, weil seine Benutzer ihn mal wieder nicht kapiert haben. "Schnellstmöglich" steht da natürlich nur für eine Vielzahl von Adjektivkonstrukten. Hier wurden fälschlicherweise beide Adjektive gesteigert; nur das erste zu steigern, wäre richtig gewesen. Man will in diesem Fall sagen: "so schnell wie möglich", also "schneller geht es nicht mehr" oder "das ist am schnellsten". Der "möglich"-Teil muss bleiben, wie er ist. Man sagt ja auch nicht "so schnell, wie möglichst", deswegen ist auch "schnellstmöglichst" falsch und "schnellstmöglich" richtig. So wie auch "bestangezogen", "weitestgehend" und "Penis". Das Letzte war ein Test. Überrascht?
"Wer FFährt mit Motorrad?"
Dieses Beispiel betrifft eher meine Schwulenfraktion. Manche Leute müssen ihre Vorlieben (in diesem Fall der klassische Faustfick, gern mit "FF" abgekürzt) an jeder Stelle unterbringen, egal wie unpassend die Situation oder ideenlos die Anspielung.
Und dann gibt es noch jede Menge Nasenblutersprüche, die bei "Stromberg" vor allem von Ernie gebracht werden. Wer tatsächlich so spricht, ist nicht lustig. Hier die schlimmsten Beispiele:
- "Tschö mit Ö"
- "Okäse" für "okay"
- "wunderbärchen"
- "Alles klärchen."
- "Märchensteuer" für "Mehrwertsteuer"
- "Hasse nich' gesehn"
- "Frag nich' nach Sonnenschein."
- "Tel-Aviv" für "C'est la vie"
- "ausm FF"
- "etc. PP" wenn man nicht weiß, was es heißt
- "Nur die Harten kommen in den Garten."
- "bis zum Geht-nicht-mehr"
- "ohne Ende"
- zu allem ständig "Hammer!" sagen
- "zum Bleistift" oder "zum Bleifisch" für "zum Beispiel"
- "Prostata" für "Prost"
- "à votre sanitär" statt "à votre santé"
Ich aktualisiere die Liste hin und wieder, wenn mir noch was einfällt.
"zumindestens"
Nein. Entweder "zumindest" oder "mindestens", aber nicht beides.
"Es ist so, dass …"
Hört man überall, auch im Radio. Oder gerade im Radio? Politiker sagen das total gern. Es ist so, dass wir uns so und so entschlossen haben. Aha. Es ist also so, ja? Wie wär's mit "Wir haben uns so und so entschlossen"? Geht nich? Muss man erst mit "Es ist so" einleiten?
Ey nein, muss man nicht. Aufhören bitte.
"Das könnte (theoretisch) möglich sein."
Eine wundervolle Verdreifachung der Möglichkeit mit Blähwort. Die Möglichkeit kann quasi sein, also eigenständig existieren. Wie tolerant wir uns heute wieder geben. Mit dem "könnte"-Konjunktiv wird's dann schon richtig blödsinnig, und mit dem "theoretisch"-Blawort wird's dann gänzlich bescheuert.
"Rückantwort"
Rückfragen kann es geben. Das "Rück"-Prafix bedeutet den Verweis auf etwas vorher Besprochenes. Erst wurde was gesagt, und dann fragt man noch mal in Bezug darauf nach. Rückfrage eben. Rückantworten wiederum sind Quatsch, weil eine Antwort sich schon begrifflich auf etwas vorher Gesagtes beziehen muss. Außerdem gibt's auch keine Vorantwort oder ähnlichen Quatsch.
"in keinster Weise"
Ah, Sie wollen sagen: "nicht"? Sagen Sie das doch. Sehr schön, dass man bei dieser Verblaung aber das "kein"-Wort gesteigert hat. "Das ist kein Kuchen, das da ist noch viel keiner Kuchen, und das da drüben, das da mit der rosa Kirsche drauf, ist am keinsten Kuchen! Keinsten, verstehste?!?"
"Insofern, dass", "Insofern, weil" und "Insofern, als dass"
Sehr oft gehört, trotzdem falsch. Es heißt: "Insofern, als" oder -- das mache ich gern -- "Insofern, wie". Wer was anderes sagt, hat die Konstruktion nicht begriffen. "Insofern" bedeutet vereinfacht gesagt: "so weit". Das "in" muss jemand in einer Weinlaune drangeklebt haben. Man könnte auch sagen: "Soweit ich das verstehe", was man auch mit "So weit, wie ich das verstehe" sagen kann. Kein Mensch käme auf die Idee zu sagen: "So weit, dass ich das verstehe" oder besser noch: "So weit, als dass ich das verstehe …" Aber sobald das böse Wort "insofern" auftritt, scheint es kein Halten mehr zu geben. Menschen kacken plötzlich völlig bereitwillig überall hin, sobald eine "insoweit"-Konstruktion kommt; dabei haben sie sie ganz offensichtlich nicht einmal verstanden.
"Erfolgen"
Auch ein Klassiker meines Arbeitsalltages. Überall sieht man es. Meine EC-Kartenzahlungen werden quittiert mit dem lieblos auf die grüne Digitalanzeige gerotzten Satz: "Die Zahlung ist erfolgt." Überhaupt erfolgen total viele Substantive, obwohl man auch genauso gut ein Verb benutzen könnte.
"Meine Zahlung ist erfolgt." Wie wär's mit: "Ich habe gezahlt"?
Versicherungen sind besonders schlimm, wie Juristen auch.
Meinem Chef geht das so sehr gegen den Strich, dass er im Büro den "erfolglosen Stil" fordert. Recht hat er. Ist nämlich Pisse, diese ständige Zersubstantivierung der Sprache.
"schnellstmöglichst"
Dieser Ausdruck schmerzt sehr, wütet geradezu in meiner Seele, tritt aber wohl vor allem auf, weil seine Benutzer ihn mal wieder nicht kapiert haben. "Schnellstmöglich" steht da natürlich nur für eine Vielzahl von Adjektivkonstrukten. Hier wurden fälschlicherweise beide Adjektive gesteigert; nur das erste zu steigern, wäre richtig gewesen. Man will in diesem Fall sagen: "so schnell wie möglich", also "schneller geht es nicht mehr" oder "das ist am schnellsten". Der "möglich"-Teil muss bleiben, wie er ist. Man sagt ja auch nicht "so schnell, wie möglichst", deswegen ist auch "schnellstmöglichst" falsch und "schnellstmöglich" richtig. So wie auch "bestangezogen", "weitestgehend" und "Penis". Das Letzte war ein Test. Überrascht?
"Wer FFährt mit Motorrad?"
Dieses Beispiel betrifft eher meine Schwulenfraktion. Manche Leute müssen ihre Vorlieben (in diesem Fall der klassische Faustfick, gern mit "FF" abgekürzt) an jeder Stelle unterbringen, egal wie unpassend die Situation oder ideenlos die Anspielung.
Und dann gibt es noch jede Menge Nasenblutersprüche, die bei "Stromberg" vor allem von Ernie gebracht werden. Wer tatsächlich so spricht, ist nicht lustig. Hier die schlimmsten Beispiele:
- "Tschö mit Ö"
- "Okäse" für "okay"
- "wunderbärchen"
- "Alles klärchen."
- "Märchensteuer" für "Mehrwertsteuer"
- "Hasse nich' gesehn"
- "Frag nich' nach Sonnenschein."
- "Tel-Aviv" für "C'est la vie"
- "ausm FF"
- "etc. PP" wenn man nicht weiß, was es heißt
- "Nur die Harten kommen in den Garten."
- "bis zum Geht-nicht-mehr"
- "ohne Ende"
- zu allem ständig "Hammer!" sagen
- "zum Bleistift" oder "zum Bleifisch" für "zum Beispiel"
- "Prostata" für "Prost"
- "à votre sanitär" statt "à votre santé"
Ich aktualisiere die Liste hin und wieder, wenn mir noch was einfällt.
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