Montag, September 18, 2006

Ummena kill dat fuckin baby.

Vor stark einem Jahr zog ich in meine Düsseldorfer Wohnung mit dem charmanten Balkon zum Hinterhof. Nicht sonderlich groß oder schön, aber herrlich ruhig, mit einem hellgelben Eckhaus mit traumhaften Balkonen. Toll anzusehen.

Wenige Monate danach bekam ich das junge Glück nebenan als Nachbarn. Das junge Glück war sehr bald danach zu dritt, und das Dritte schrie seit etwa März durch. Wie am Spieß. Und das meine ich wörtlich. Es schrie, als hätte man ihm einen fünf Zentimeter umfassenden glühenden und mit Widerhaken besetzten Eisenstab ins Arschloch gesteckt und bis zum Hals durchgetrieben. Menschen werden ob solcher Abscheulichkeiten allerdings glücklicherweise irgendwann ohnmächtig. Oder tot. Das Dritte dagegen … nicht. Es gab seinem Leben vielmehr die klangliche Umsetzung dieses erdachten Erlebnisses zum Inhalt. Jeder Moment, der nicht mit Schlafen oder Essen belegt werden musste, wurde diesem Zweck gewidmet.

Bis vor etwa drei Wochen. Dann war plötzlich Ruhe. Zwei Wochen lang. Das Dritte musste Urlaub gehabt haben. Vor etwa einer Woche ging das Geschrei dann endlich wieder los.
Allerdings hatte das Dritte offenbar die Existenz von Lauten abseits von [Geschrei] erahnt. Ich war richtiggehend stolz auf mich, dass ich es so lange ausgehalten hatte, ohne das Drecksbalg selbst aufzuspießen.

Dieses Wochenende entschloss sich eine andere Mutter mit einer Wohnung zu besagtem Hinterhof dazu, eben diesen einst so ruhigen Hof mit Geschrei volllaufen zu lassen. Ein offenes Fenster des Kinderzimmers zum Hof tut da Wunder.

Meine Nachbarn hatten jedenfalls phasenweise das Fenster geschlossen, und das Geschrei drang nur durch die hausinterne Badezimmerbelüftungsanlage in meine Wohnung. Jetzt hat der ganze Hof was von dem nervtötenden Krach, sicher wieder mindestens sechs Monate. Es wird Zeit, dass es arschkalt wird, damit man das Fenster im Kinderzimmer nicht offen lassen kann, weil es sonst erfriert.

Und sehr schön auch, dass Menschen sich nicht dafür interessieren, ob auch andere Menschen das Geschrei ihres ach so süßen Haufens Nachwuchs duziduzi finden.

3 Kommentare:

kai hawaii hat gesagt…

Da muss ich mal commenten...
Kennst du auch diese militanten Muetter, die ueberall mit den Kinderwagen den Fussgaengerweg versperren, und wenn man dann mal vorbei will sogar einen anfluchen und total genervt reagieren? Sowas ist echt aetzend. Ist auch so in Bussen so. Meine damit aber nicht hilflose Muetter, sondern militante, die meinen, nur weil sie einen Kinderwagen vor sich herschieben muesste jetzt sich die ganze welt um sie drehen.

Pöt hat gesagt…

Besonders schön sind Kinderwagenhorden auf Weihnachtsmärkten wie dem in Köln auf dem Rudolfplatz. Schön enge Gassen zwischen den putzigen Buden. Hin und wieder treffen zwei Kinderwagen aufeinander.

Dann ist alles aus.

Aber ich gestehe ein, dass heute Morgen, als ich ausgeschlafener war, das Geschrei besser zu ertragen war.
Aber asi ist es trotzdem, die gesamte Nachbarschaft daran Teil haben zu lassen, dass dem eigenen Haufen Geschrei wieder nichts besseres als Geschrei einfällt.

Faszinierend finde ich allerdings, dass es Babys offenbar wirklich nichts ausmacht, monatelang zu schreien. Für die gibt es immer nur "jetzt"; eine eigentlich tolle Begabung, die wir alle verlernen.

Looza hat gesagt…

Ich liebe ja die alternativ/indy/coolen Eltern die mit ihrem Säugling nachts um neun in die schickste Kneipe der Stadt rennen müssen und dann alle böse angucken weil sie rauchen. Mal abgesehen von den Leuten die ernsthaft Kleinkinder auf die hier häufig stattfindenden Anti-Nazi-Demos schleppen. Manche Leute kapieren nicht das sich einfach mal ein paar Dinge ändern wenn man sich pro-Kind entscheidet.